Er hatte Durst und ärgerte sich, dass er kein Wasser mitgenommen hatte, aber es sollte ja nur ein kleiner Spaziergang werden, kein Tagesausflug. Je mühsamer der Anstieg wurde, desto mehr ärgerte er sich auch, dass er sich überhaupt auf diese Wanderung eingelassen hatte und das noch um diese Tageszeit, wenn es am heißesten ist. Doch als er schließlich die Anhöhe erreicht hatte und den Blick über die weite Landschaft genoss, vergaß er die Mühsal und auch seinen Ärger. Dieser Blick war in der Tat atemberaubend und all den Schweiß und die Stiche und den Durst, der ihn immer mehr plagte, wert. In einiger Entfernung sah er auch schon das Dorf und die Hoffnung, dort etwas Trinkbares zu bekommen, beflügelte seine Schritte. Es war kleiner, als er erwartet hatte, nur ein paar Häuser und die waren hässlich und nichtssagend, einige sogar richtig verdreckt und verkommen. Manche Haustüren standen offen, einige Fenster waren eingeschlagen, andere mit schweren Läden verschlossen. Es war kein Mensch zu sehen, nichts wies darauf hin, dass hier überhaupt noch jemand wohnte. „Von wegen einmaliger Sex“, dachte er, „diesen Blödsinn hast du geglaubt. Und von wegen Dorf, diese Ansammlung armseliger Häuser mit den grob gemauerten Wänden und den phantasielosen Wellblechdächern, das konnte man doch beim besten Willen nicht als Dorf bezeichnen.“ Und zu seiner allergrößten Enttäuschung musste er wohl auch die Hoffnung begraben, hier etwas Trinkbares aufzutreiben. Um so erfreuter war er, als er in einiger Entfernung, es mochte ein halber Kilometer sein, also schon deutlich außerhalb dieses „Dorfes“, etwas sah, das wie ein Brunnen aussah. Eine halbhohe, kreisförmige Mauer über der ein Holzträger mit einer Winde angebracht war. Er sah ganz deutlich das Seil, das in den Brunnen hinab hing. Dieser Brunnen, auf den er nun seine ganze Hoffnung richtete, stand neben einem Haus, das sich deutlich von den anderen im Dorf abhob.
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