Da schon verliebt sein, das wäret doch etwas seltsam gewesen, Sympathie ja, aber verliebt? Doch ihre Blicke waren ganz eindeutig warm und liebevoll und sehr zärtlich, zugleich aber auch fordernd. Es waren die Blicke einer Frau, die sich nach einem Mann sehnt, die einen Mann haben will, weil sie schon lange nicht mehr mit einem geschlafen hatte und jetzt eine Gelegenheit sah, genau das zu tun. Eine Frau, die den Mann, der vor ihr saß, mit ihren Blicken für sich einnehmen und verzaubern wollte. Das war so was von eindeutig, dachte er, während er den Krug langsam leerte, und trotzdem wäre es kaum zu glauben, wenn er diese Verzauberung nicht schon ganz deutlich spüren würde. Ein seltsames Ziehen ging durch seinen Körper, vor allem durch seinen Unterleib, ein Sehnen, ein beginnendes Begehren, das er gut kannte, das sich einstellte, wenn man mit einer Frau zusammen war oder auch schon, wenn man nur intensiv an Liebe dachte. Vielleicht, so sinnierte er weiter, war die Frau auch nur ein Teil des wohligen Gefühls, das sich nach dem Genuss des Hirsebiers eingestellt hatte. Was wusste er, wie stark dies Gesöff war und was da noch alles drin war, außer Hirse und Wasser. Dieser aromatische Nachgeschmack war schon seltsam, vielleicht hatte sie etwas zugegeben, um seinen Appetit anzuregen, den Appetit auf die Frau, die ihn immer noch anlächelte, sich aber ansonsten nicht rührte und vor allem kein Wort sagte. Bis jetzt zumindest war sie ganz ruhig da gesessen, hatte sich beobachten, ja geradezu abschätzen lassen und ihm immer nur ganz direkt in die Augen geschaut, mit diesem seltsamen Blick, aber als sie merkte, dass der Krug leer war, deutete sie an, ihn nochmals zu füllen, aber er lehnte ab. „Im Moment nicht“, sagte er, wohl wissend, dass sie ihn nicht verstand, „vielleicht später. Lass mich jetzt erst mal ein bisschen ausruhen.
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