“ Auf Vitalis Zustimmung brauchte sie nicht lange warten. Die jungen Leute fanden kaum in den Schlaf vor lauter Aufregung. Am nächsten Morgen spielte eine angeordnete Waffenruhe in ihre Karten. Die Invasoren stimmten einer Teilevakuierung zu, was dazu führte, dass an diesem Tag keine größeren Luftangriffe stattfinden sollten. Lydia wunderte sich nicht, als sie Julia und Vitali aus dem Haus gehen sah. Sie bat die beiden vorsichtig zu sein. Julias wippender Pferdeschwanz spiegelte eine Normalität, die es schon lange nicht mehr gab. Vitali nahm ihre Hand, als sie an den zerstörten Gebäuden vorbeigingen. Onkel Josefs Scheune blieb bisher verschont. Der gebrochene Mann hatte sein Haus verlassen, nachdem eine Granate in seinem Vorgarten detonierte. Kolja sah nach dem Eigentum seines Bruders, der mit Frau und Kind das Land verlassen hatte. Julias Herz glich einem Uhrwerk, das zu schnell lief. Sie wischte ihre feuchten Hände an ihrem blauen Rock ab. Es war kühl an diesem Morgen, aber Julia hatte gute Gründe, um auf Jeans zu verzichten. Vitali untersuchte die kleine Scheune. Er fand weder spielende Kinder noch andere ungebetene Gäste. Der junge Mann setzte sich auf eine staubige Truhe aus verwittertem Kirschholz. „Willst du es immer noch?“ Julia lächelte vielsagend. „Wäre ich denn sonst hier?“ Sie fand neben ihm auf der Holztruhe Platz. „Als ich 14 oder 15 war, erwischte mich mein Vater mit einem Nachbarsjungen. Wir schlichen uns in diese Scheune, um ungestört zu sein. Michail gefiel mir und ich wollte, dass er mich küsst. Es fühlte sich gut an, als er unter mein Kleid fasste. Wir vergaßen alles um uns herum. Mein Vater suchte mich und er fand uns in Onkel Josefs Scheune. Papa schimpfte mit Michail. Er drohte, es seinen Eltern zu sagen, wenn er ihn noch einmal in meiner Nähe sehen würde.“ Julias Augen schauten erwartungsvoll. „Hat dein Papa mit dir auch geschimpft?
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