Es stank in der dunklen Enge. Frauen mit Babys saßen auf steinernen Bänken, während andere auf der blanken Erde saßen. Julia erkannte Vitali, einen gleichaltrigen Nachbarjungen. Er lächelte ihr zu, während sie sich an ihrem Jeansrock festhielt. Kolja benetzte ein Taschentuch mit Wasser, um seiner Tochter das Gesicht zu waschen. Als er vorsichtig ihre Augen abtupfte, flüsterte sie ihm etwas zu. Kolja nickte. Er bat eine Frau um Rat. Sie nahm Julias Hand, um sie in einen abgetrennten Raum zu führen. Die Männer blickten zu Boden, als die Frau Julia einen Topf hinstellte. Das verunsicherte Mädchen langte unter seinen Rock. Julia hockte sich über den silbernen Topf, nachdem sie ihren Unterleib entblößt hatte. Das Plätschern dröhnte in ihren Ohren. Julia schämte sich, obwohl niemand auf ihr Bedürfnis reagierte. Wozu auch? Das anhaltende Donnern von draußen übertönte alles und der beißende Gestank bestätigte die Notlage, in der sich die Menschen im Keller befanden. Die Frau reichte Julia ein sauberes Tuch. Sie leerte den Topf in einen Kanister, den sie mit einem Deckel verschloss. Julia zog ihr Höschen hoch. Vitali blickte zu ihr, was der jungen Frau nicht entging. Kolja warf ihm einen bösen Blick zu. Sie mussten mehrere Stunden ausharren, bis sie den Keller verlassen konnten. Die Flugzeuge waren nicht mehr zu hören. Der zuständige Freiwillige wies die Menschen an, den Keller zu verlassen. Kolja hatte Glück, das ihr Häuschen noch stand. Er fand Lydia und Alexander auf der Straße davor. Wortlos umarmte sich die Familie. Sie hatten mehr Glück, als sie erwarten durften. Vitalis Elternhaus lag in Schutt und Asche. Seine Mutter schluchzte, während sein Vater mit toten Augen vor den Trümmern seines Lebens stand. „Ihr könnt bei uns schlafen!“ bot Kolja an. Lydia ließ ein Bad ein. Die Stromversorgung war trotz der Angriffe noch gewährleistet, so dass die Familie über heißes Wasser verfügte.
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