In Julias Nähe vergaß er die trostlose Gegenwart zumindest für einen kurzen, aber doch so erregenden Moment. Als Vitali das Badezimmer verließ, blickte er sehnsüchtig zurück. Julia erhob sich aus dem Schaum des Badewassers und für einen kurzen Augenblick konnte er mehr als nur ihren nackten Rücken sehen. Sie kehrte ihm provokativ den gebeugten Rücken, wohl wissend, was sie dem jungen Mann bot. Julia lächelte auf freche Weise. Vitalis Grinsen sprach Bände. Nach dieser Episode sehnte er sich nach einem Bier. Vitali hörte die aufgeregten Stimmen der Männer schon von weitem.
Kolja blickte den jungen Mann misstrauisch an. Vitali nahm die Bügelflasche entgegen, die ihm Kolja in die Hand drückte. „Danke!“ Julias Vater prostete Vitali zu. Seine einzige Tochter war zu einer Frau geworden, was ihm Angst machte. Die feindlichen Soldaten näherten sich. Die Kampf-Jets mit ihrer tödlichen Fracht waren die Vorboten. Es gab starken Widerstand, aber der Gegner war mächtig. Die Invasoren gaben trotz zahlreicher Rückschläge nicht auf, wollten Koljas Heimat mit aller Macht in die Knie zwingen. Julia verließ die Badewanne, ohne das Wasser abzulassen. Es musste noch für Alex reichen, der schon vor der Türe stand. Julia stieg in ihr Höschen. Sie nahm eine Jogginghose, über die sie ein weites Longsleeve zog. „Du duftest aber gut!“ sagte Alex. Julia gab ihrem kleinen Bruder einen zärtlichen Klaps auf die Backe. Sie sah zu Alex, der sein Hemd aufknöpfte. „Hey, geh jetzt raus!“ verlangte er von seiner Schwester. Julia lachte, während sie zur Tür lief. „Ich schaue dir schon nichts ab!“ Kolja sprach mit Lydia über die Tochter. „Ich habe Angst, wenn die Soldaten auftauchen. Julia ist ein schönes Mädchen, das ihre Begehrlichkeiten wecken wird.“ Lydia blickte ihn fragend an. „Wo sollen wir denn hin? Wenn wir flüchten, geraten wir auch in Gefahr. Wir müssen uns ruhig verhalten, dann lassen sie uns vielleicht in Ruhe.
Geflüchtet
57 11-18 Minuten 0 Kommentare
Geflüchtet
Zugriffe gesamt: 4911
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.