Kolja rieb sich den Ruß aus dem Gesicht. Der dichte Rauch zwang ihm eine flache Atmung auf. Kolja strich sich hektisch über die stoppelige Wange. Der schnaufende Mann suchte nach Julia, die er im ersten Moment nicht sehen konnte. Panische Angst lähmte den Vierzigjährigen. „Julia, wo bist du?“ rief er verzweifelt. Der beißende Geruch der Brandbombe kroch in seine Nase. Kolja lief auf das zerstörte Gebäude zu, als er einen blonden Haarschopf entdeckte. Es war Julia, seine 18-jährige Tochter. Sie saß verloren auf den Resten einer Mauer. Julias nackte Beine starrten vor Dreck, der ihre helle Haut bedeckte. Kolja rannte zu ihr. Er nahm seine Tochter in die Arme, um sie schnellstens aus der Gefahrenzone zu bringen. Die Soldaten schossen auf jeden. Die Sniper fragten nicht, ob sie Zivilisten oder Militärangehörige vor ihrem Zielfernrohr hatten. Julia murmelte etwas, das Kolja nicht verstand. Er wusste dennoch, was sie ihn fragte. „Papa, wo sind Mama und Alex?“ Koljas Tränen mischten sich mit dem Ruß. Er wusste selbst nicht, wo Frau und Sohn steckten. Die Bombardierung kam plötzlich. Die Sirenen kündigten das Grauen an, aber da war es bereits zu spät. Die Familien flüchteten aus den Häusern, um die Luftschutzkeller zu erreichen. Als eine Granate einschlug, verlor Kolja seine Frau aus den Augen. Lydia hielt Alexanders Hand, während er Julia bei sich hatte. Das hübsche Mädchen klammerte sich an Kolja, der den Weg durch den Rauch suchte. Während er den Keller erreichte, suchten Lydia und Alex hinter einem ausgebrannten Transporter Schutz. Es folgten weitere Einschläge, die ohrenbetäubenden Lärm verursachten. Lydia betete. „Hilf uns! Ich bitte dich, hilf uns!“ Sie dachte an ihre Großmutter, die ihr ganzes Leben der Kirche treu blieb. Lydia hoffte, dass es ihr nun einen kleinen Vorteil verschafft. Kolja stieß seine Tochter die Treppen hinab. Er schlug die schwere Tür zu, ehe auch er in den tiefen Keller stieg.
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