Er hielt eine Holzkiste in den Händen, die er wie einen Schatz trug. Sie war ca. 20 x 15 x 8 cm groß und schien nicht viel zu wiegen. Er stellte die Kiste auf einem kleinen Tresen ab und winkte Maren zu sich heran.
„Bitte, schauen Sie“.
Sie trat näher. „Ja, eine sehr schöne Kiste.“
„Es geht um den Inhalt.“
Bedeutungsschwanger nahm der Chinese den Deckel ab. Er war aus Holz gefertigt und er schützte komplett eine Vitrine. In der Vitrine befand sich ein Füller. Kein Markengerät, jedenfalls konnte Maren die bekannten Logos von Montblanc oder Pelikan nicht erkennen.
„Ein Füller. Schön. Was soll er denn kosten?“
„1250,00 EURO.“
„Ein stolzer Preis für ein Noname Produkt. Ist die Feder vergoldet?“
„Ich zeige es Ihnen. Ich nehme die Vitrine hoch und sie nehmen ihn. Ich gebe Ihnen ein Blatt Papier. Sie können ihn ausprobieren oder auch nur in der Hand halten. Aber maximal fünf, sechs Sekunden. Versprechen Sie mir das?“
„Löst er sich sonst auf?“ fragte Maren belustigt.
Der Chinese blieb ernst. „Versprochen?“
Maren nickte.
Vorsichtig nahm der Mann aus Fernost die Vitrine hoch und Maren griff nach dem Schreibgerät. Von irgendwoher hatte der Mann einen DIN A5 Block gezaubert und auf den Tresen gelegt. Der Füller lag gut in der Hand. Was sollte sie schreiben? Die meisten schreiben ihre Unterschrift. Da hielt Maren als Anwältin gar nichts von. Wer weiß, in welche Hände das gelangte. Und während sie überlegte, was sie schreiben könnte, hatte sie den Eindruck, der Füller zog ihre Hand zu dem Papier und schrieb fast von alleine. F U C K M E schrieb sie in ihrer kleinen, krakeligen Schrift. Ups. Wie konnte das denn passieren? Und sie bemerkte ein leichtes Ziehen im Unterleib. Auf einmal hatte sie Lust auf Sex.
„Zeit ist um, bitte wieder schnell reinlegen. Schnell, bitte.“
Die Worte des Chinesen hatten fast einen flehenden Unterton.
Der geheimnisvolle Füller
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Der geheimnisvolle Füller
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