Geheimnisvolles Cerespoly

Nach dem großen Sterben – Teil 1

57 11-18 Minuten 2 Kommentare
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Reinhard Baer

Ich setzte den Feldstecher ab und kratzte mich am stoppeligen Kinn, an diesem schönen Tage des Herrn, dem 6. Mai im Jahre 4 nach dem Crash, nach dem großen Sterben.
Tatsächlich! Da war eine Siedlung in etwa zwei km Entfernung abseits des State Highway 79. Ich sah eine mächtige ‚Mauer‘, zusammengezimmert aus Blechen und Brettern. Ein vom Highway abzweigender Feldweg führte direkt darauf zu und wurde an der Befestigungsanlage von einem Tor geschluckt. Links und rechts des Tores überragte je einen Wachturm die Mauer noch um etwa zwei Meter. Mit leichtem Druck des Stiefelabsatzes in die rechte Flanke zeigte ich meiner Stute den Richtungswechsel an und verließ, dem staubigen Feldweg folgend, den Highway von Wichita Falls nach Archer City. Das angebundene Tragtier mit meiner gesamten Ausrüstung und meinen Tauschgütern trottete uns nach.
Und damit machte ich meinen ersten Fehler an diesem Tag!
Eigentlich war ich auf dem Weg nach Südwesten. Dort sollte es etwas weniger von den „Donalds“ geben, den Untoten. „Donalds“ hatte sie wohl in den ersten Tagen nach dem großen Sterben einer der Überlebenden, ein Witzbold offenbar, getauft und der Begriff hatte sich rasend schnell durchgesetzt. ‚Donald‘ weil sie ja körperlich noch da waren, aber nicht besonders helle. Eine Hommage an unseren auch leicht verblödeten 45ten und letzten Präsidenten, der bei seiner Evakuierung aus dem Weißen Haus auf dem Hubschrauberflug zur ‚Airforce One‘ abstürzte und seitdem – falls ihn keiner erlöst hatte - vielleicht auch noch unterwegs war, jetzt eben als wahrer „Donald“ dem nun wirklich niemand mehr seine Blödheit übelnahm.
Das große Sterben lag jetzt knapp vier Jahre zurück. Die Lage hatte sich zwischenzeitlich etwas entspannt. Von den etwa 2/3 der Bevölkerung die damals starben und sich unweigerlich in ‚Donalds‘ verwandelten, waren viele inzwischen durch einen Stich oder Schuss in den Kopf, oder was immer von ihrer fauligen Rübe noch übrig war, erlöst worden.

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Danke liebe(r) Wolkenspiel,

schreibt Anamur

nett mal eine klitzekleine Ressonanz zu vernehmen. Diese Art von Geschichten waren hier mal ein Versuch, fallen aber doch für viele anscheinend sehr aus dem Rahmen. R.

Ein Epos!

schreibt Wolkenspiel

Jetzt habe ich alle 33 Teile gelesen und bin stark beeindruckt. Eine interessante Handlung in einer kaputten Welt, Menschlichkeit und Grausamkeit, Liebe und Sex. Sehr lesenswert! Mögen uns diese Erfahrungen erspart bleiben....

Gedichte auf den Leib geschrieben