Nichts wollte ich dem Zufall überlassen, alles war an seinem Platz.
Zuerst hatte ich gedacht, ich würde mit dem Auto hinfahren, doch ich entschied mich anders. Ich wollte einen kleinen Spaziergang machen, die Reaktionen der Menschen sehen, denen ich begegnete.
Die war überaus positiv, eine Dame, die ich unterwegs traf, wollte nicht glauben, dass mein Bart echt war. Sie durfte daran zupfen, um sich davon zu überzeugen.
„Haben sie heute Abend ein wenig Zeit für mich?“, gurrte sie mir zu und es lief mir ein Schauer über den Rücken.
„Heute nicht mehr, aber vielleicht morgen?“, antwortete ich auf ihre Anfrage. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass ich derart anziehend auf sie wirken könnte. Sie nickte schmunzelnd.
„Gut, morgen Abend!“, war sie sich sicher, nannte mir ihre Adresse, die ich in mein Smartphone eintippte, um sie nicht zu vergessen.
„Bringen sie großen Appetit mit, ich werde für uns beide kochen, alleine!“, flüsterte sie mir zu und lief leise kichernd weiter. Zugegeben, ich war etwas verwirrt, zugleich stieg meine Laune um einiges. Viele Weihnachtsfeste der letzten Jahre waren trübe verlaufen, dieses schien besonders gut zu werden. Es konnte nur aufwärtsgehen.
Zehn Minuten später, ohne nennenswerte Zwischenfälle, stand ich vor dem Haus, der Adresse, die auf der Visitenkarte angegeben war. Ein nettes, relativ modernes Einfamilienhaus, schön geschmückt, in einer Gegend, die sich sehen lassen konnte.
Mit klopfendem Herzen ging ich zur Eingangstür, sah auf meine Uhr und erkannte, dass ich pünktlich war. Sofort nahm ich die Armbanduhr ab, sie passte nicht zum Weihnachtsmann und steckte sie mir in die Hosentasche. Sekunden später legte ich einen Finger auf den Klingelknopf und drückte ihn erwartungsvoll herunter.
Von innen hörte ich es schellen und es dauerte eine kleine Weile, bis die Tür aufgemacht wurde. Als sie weit genug geöffnet worden war, staunte ich einen Moment.
Die Dame die mich angesprochen hatte stand vor mir, doch fast hätte ich sie nicht erkannt. Sie steckte in einem Weihnachtselfenkostüm, grün mit rot vermischt und lächelte mich an.
„Überrascht?“, fragte sie mit leiser, fast geheimnisvoll klingender Stimme und ich nickte.
„Sehr, damit hätte ich nicht gerechnet!“, war ich mir sicher und betrachtete sie von oben bis unten. Ihr Outfit passte ihr hervorragend, besonders weil sich nicht die Größte war. Sie war sicher zwanzig Zentimeter kleiner als ich und daher passte die Verkleidung sehr gut zu ihrer Figur. Diese wurde damit unterstrichen, dass auch sie einen Gürtel trug, der ihr eine Sanduhrform verlieh, was mich wenig störte, war, dass der Halsausschnitt offenherziger war, als es nötig tat. Deutlich waren ihre Brustansätze zu sehen, das tiefe Tal dazwischen. Ich befürchtete, wenn sie sich vorbeugen würde, dass es der Stoff nicht halten konnte, was von innen dagegen drückte.
Auch dass sie höhere, knallrote Lackpumps trug, ließ es einen frivolen Anstrich bekommen.
Gelegenheit macht Liebe
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