Geronimos Frau

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Geronimos Frau

Geronimos Frau

Anita Isiris

Meinen Urlaub letztes Jahr verbrachte ich in Kuta – was mir von Freunden nicht gerade viel Verständnis eintrug. „Du spinnst“, hiess es da etwa, „Kuta ist nichts als ein überteuertes Nest, nach dem Bombenanschlag im Herbst 2002 sowieso… und und jetzt, 18 Jahre später, diese Pandemie. Was willst Du da überhaupt allein, als Frau?“ Ich wusste genau, was ich wollte, klar. Meine Ruhe nämlich, Ruhe, um über mein Leben nachzudenken, Ruhe vielleicht auch, um ein paar neue Stories zu skizzieren. Bereits an meinem ersten Abend am Strand musste ich aber feststellen, dass Ruhe in Kuta ein absolutes Luxusgut ist. Dauernd wurde ich angequatscht von Uhrenverkäufern, Liegestuhl-Vermietern und andern Leuten, die uns paar Touristen sekundenschnell orteten und anpeilten, so als wären wir eine ertragreiche Beute, was wir Europäer in Indonesien zum Teil ja auch sind.

Dann lernte ich Rajib kennen. Er war Sikh und stellte mit seiner religiösen Minderheit einen kleinen Teil der hiesigen Bevölkerung. Lautlos hatte er sich an mich heran gepirscht und mich höflich angesprochen. Ob er mich seinem Patron vorstellen dürfte? Von meinem letzten Aufenthalt in Indonesien wusste ich, dass die Menschen hier sehr trickreich sind, wenn es ums Geldverdienen geht – Vorsicht meinerseits war mehr als angebracht. Ich verwünschte meinen gelben Bikini, der eindeutig zu viel von mir zeigte. „Your Bazookas are so beautiful“, strahlte er mich an. Mit „Bazookas“ waren wohl meine Brüste gemeint. Seufzend wandte ich mich von ihm ab. „Your Tortillas are beautiful, too!“ Meine Pobacken. Klar. Ich umwickelte mich mit dem Badetuch, um mich weiteren anzüglichen Bemerkungen zu entziehen, und stand auf. „Can you please show me your Gazongas? Please!!!“ Aus unergründlichen tiefschwarzen Augen sah er mich an. “Gazongas?” Fragte ich erstaunt. „Come with me, talk to my boss!“

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