Schulz wachte auf und schaute geradeaus, direkt auf das gewohnte Schlafzimmerfenster mit der Gardine und den Topfblumen davor. Nur wirkte es so seltsam weit weg und dennoch größer als sonst. Zudem roch es furchtbar intensiv nach menschlichem Schweiß. Ein heftiger Schreck durchfuhr Schulz, da er bemerkte, daß er offensichtlich nicht in seinem Bett lag. Aber wo lag er überhaupt?
Im nächsten Augenblick, als er sich nach rechts, diesem riesigen hohen Etwas zuwandte, hätte er beinahe aufgeschrien, denn er begriff sofort die Fatalität seiner Lage. Das riesige Etwas, war nichts anderes als seine Frau –, wegen der anhaltenden Sommerhitze lag sie aufgedeckt und nackt auf dem Rücken. Er aber war geschrumpft –, im Verhältnis zu ihr war er nicht viel größer als eine mittelprächtige Möhre, nicht viel länger als zwanzig Zentimeter. Schulz lag ebenso nackt da wie seine Frau, die offenbar noch schlief, denn er vernahm deutlich ihre tiefen und geräuschvollen Atemzüge.
Was war geschehen? Nervös befühlte er sich selbst und griff dann mit beiden Händen nach diesem gewaltigen Körper, dem Körper – seiner Frau... Das war kein Traum. Es war Wirklichkeit!
Schulz, der schon immer einen gewissen Hang zur Esoterik besaß, versuchte eine Begründung für diese unheimliche Lage zu finden und machte sich Gedanken. Er, der sonst über 1,90 Meter maß, hatte seine nur hundertzweiundsechzig Zentimeter kleine Frau immer sehr dominiert. Nicht nur körperlich, nicht nur sexuell. Schulz war das, was landläufig ein Macho genannt wird, hatte seine Frau bevormundet, wo immer es ihm beliebte –, mit einer Grundeinstellung wie aus der Welt der alten Patriarchen: die Frau sei dem Manne untertan! Hinzu kam seine, im Charakter begründete Neigung zum sexuellen Sadismus. In der Tatsache, daß seine Frau sich auch in der gemeinsam gelebten Sexualität in den devoten Part hineinbegeben hatte, sah er eine folgerichtige, ihr geziemende Rolle, wie es anders gar nicht sein könne.
Geschrumpft
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