Gestern war es noch Liebe

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Gestern war es noch Liebe

Gestern war es noch Liebe

Sven Solge

Mit wenigen Schritten hatte er sie eingeholt und passte seine Geschwindigkeit ihrer an.
Luzy schaute nur kurz zu ihm, sagte aber nichts.
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinanderher, ab und zu nur von leisem Schniefen Luzys unterbrochen.
„Dein Freund ist ein Blödmann, der hat dich nicht verdient!“, sagte Maik mit überzeugtem Brustton.
Wieder blieb Luzy abrupt stehen.
Maik machte noch zwei Schritte, weil er damit nicht gerechnet hatte.
Als er sich zu ihr umwandte, sagte sie mit Empörung in der Stimme: „Woher willst du das Wissen, du kennst Norbert doch gar nicht!“
„Stimmt, aber ich kenne dich!“, erwiderte Maik. „Seit Jahren sehe ich dich immer wieder in meinem Bus. Und glaube mir, du bist die hübscheste, freundlichste und attraktivste Frau, die meinen Bus je benutzt hat. Du bist immer freundlich, bist hilfsbereit anderen Mitmenschen gegenüber, bietest älteren Menschen deinen Platz an und hilfst mit, wenn eine Mutter mit Kinderwagen ein oder aussteigen will, oder hilfst Menschen mit Handicap, ohne dafür Dank zu erwarten, du machst es einfach. So ein Kleinod lässt man nicht einfach laufen, nur weil der berufliche Werdegang noch nicht abgeschlossen ist! Dein Norbert ist ein Idiot!“ Jetzt blieb Maik stehen und schaute zu Boden, weil es ihm plötzlich peinlich war, sich Luzy gegenüber so offenbart zu haben. 
Plötzlich tauchten in seinem Sichtfeld Luzys Füße auf, er hob den Kopf und schaute in diese traurigen Augen, die ihn aus einem verschmierten Gesicht anschauten.
„Du hast mich beobachtet, warum?“, fragte sie mit etwas Erstaunen in der Stimme.
„Weil.. „ Maik stockte der Atem, er konnte ihr doch unmöglich sagen, dass er jeden Tag auf ihr erscheinen wartete.
„Warum hast du mich beobachtet?“, fragte Luzy erneut.
„Weil…,“ Er stoppte erneut, fuhr dann aber mutig fort: „Weil der Tag erst schön wurde wenn du in meinem Bus warst.

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