Die Tränen, die Luzy übers Gesicht liefen, vermischten sich mit den Regentropfen, die ihr über die Wange rannen. Nur ab und zu schmeckte sie etwas Salziges, aber das registrierte sie kaum. Zu sehr war sie mit dem eben Geschehenen beschäftigt.
„Ich sehe keine Zukunft für uns!“, hatte er gesagt.
„Ich will mich in meinem Job verwirklichen und das kann ich nicht, wenn du an meiner Seite bist und mir ständig mit deinem Heiratsgefasel in den Ohren liegst. Ich kann jetzt noch nicht daran denken eine Familie zu gründen, oder sogar Kinder in die Welt setzen, wenn ich meine Ziele noch nicht erreicht habe. Ich denke wir sollten uns erst einmal trennen, vielleicht können wir später noch zusammen kommen. Natürlich können wir befreundet bleiben! Ich werde immer für dich da sein, wenn du meine Hilfe brauchen solltest.
Und jetzt solltest du lieber gehen ich muss noch packen, mein Zug nach München geht Morgen sehr früh!“
Er drückte ihr ihre Jacke in die Hand und schob sie aus der Tür und schloss sie sofort. Kein Abschiedskuss, kein Lächeln, nichts.
Automatisch zog sie ihre Jacke an und stolperte etwas die Stufen runter. Erst als sie sich am Geländer festgehalten hatte, wurde ihr bewusst was hier eben abgelaufen war.
Ihre große Liebe hatte mit ihr Schluss gemacht!
Das konnte nur ein Alptraum sein und sie müsste jeden Moment aufwachen, doch als ihr plötzlich die großen Regentropfen ins Gesicht klatschten, als sie das Treppenhaus verließ, wurde ihr bewusst, es war vorbei!
Ihre einzige, große Liebe war Geschichte!
Und dabei kannten sie sich schon seit der Grundschule.
Die ersten, zaghaften Annäherungsversuche als sie 10 Jahre alt waren. Die kleinen, zusammengefalteten Liebesbriefe, die sie sich später heimlich zusteckten und der erste unbeholfene Kuss, auf der Geburtstagsfete einer Freundin, besiegelte endlich ihre Liebe. Von da an gehörten sie zusammen, auch wenn Luzys Eltern gegen die Verbindung waren, waren sie unzertrennlich.
Gestern war es noch Liebe
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Gestern war es noch Liebe
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