Giesskannen sind an der Leine zu führen

5 10-16 Minuten 0 Kommentare
Giesskannen sind an der Leine zu führen

Giesskannen sind an der Leine zu führen

Karin und Peter Dambier

Freitag Abend. Sahara Hitze. Staubtrocken.

Ich muss nach Oma sehen. Bestimmt sind die Blumen vertrocknet. Wenn ich erst nachhause laufe, dann ist es dunkel. Natürlich trage ich keine Giesskanne bei mir. Giesskannen und Revolver und Kondome trägt man nur in Ausnahmefällen mit sich. Ich trage zwar ein Päckchen Kondome bei mir aber eben keinen Revolver und keine Giesskanne.
Bei uns auf dem Friedhof sind die Giesskannen angeleint, an Fahrradketten. Wenn ich einen Revolver hätte, dann könnte ich einen anderen Friedhofsbesucher höflich bitten, mir seine Kanne kurz auszuleihen. Aber für ein Kodom wird mir niemand seine Giesskanne ausleihen.
Kondome verhalten sich wie Luftballons. Man kann sie aufblasen und davonfliegen lassen. Man kann sie mit Wasser füllen. Eine sehr wackelige Angelegenheit. Wasserbomben. Gut als Wurfgeschosse - aber zum Blumengiessen nicht zu gebrauchen.
Andererseits - drei Kondome ineinander bieten mehr Halt. Das könnte gehen.
Ich kenne keine andere Stadt, wo Giesskannen mit Fahrradketten gesichert werden. Die Kette ist wertvoller als die gegen Diebstahl gesicherte Giesskanne.
Wenn mich einer mit den Kondomen am Wasserhahn sieht, was wird der denken?
Eine junge Frau, im Friedhof, mit Kondomen? Was treibt die hier?
Blumengiessen natürlich! Aber wer wird mir das glauben?
Ich werde aufpassen, dass ich alleine bin, am Wasserhahn. Und dann ganz schnell mit dem gefüllten Kondom zu Omas Grab laufen. Aufpassen, dass ich mich nicht nassmache. Aufpassen, dass mich keiner sieht, womit ich Omas Blumen giesse.
Kondom auspacken und abrollen geht ganz einfach. Aber jetzt sind die Finger klitschig. Für das zweite Kondom muss ich die Zähne nehmen. Anders bekomme ich die Packung nicht auf.
Zwei Kondome übereineinder bekommen ist gar nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich versuchs erst mal mit zwei. Vielleicht ist das schon stabil genug.
Jetzt mit Wasser füllen. Ein Kondom mit Wasser füllen ist gar nicht so einfach. Wenn ich es aufs Drahtgitter stelle, dann platzt es und ich bin nass.
Eine Hand darunter. Eine Hand hält das Kondom. Und wie soll ich jetzt den Wasserhahn abdrehen?
"Darf ich ihnen helfen".
Ein junger Mann steht plötzlich neben mir am Wasserhahn.
"Ja, bitte das Wasser abdrehen!"
Der junge Mann greift ziehlsicher mit der linken Hand zum Wasserhahn und dreht ihn ganz auf.
Der Ballon in meiner Hand wächst. Er wächst über meine Hand. Die andere Hand kann auch nichts anderes als festhalten und zudrücken.
Als der junge Mann seinen Fehler bemerkt ist es zu spät. Wir sind beide nass bis auf die Haut.
"Entschuldigung"
Ist alles, was er hervorbringt.
"Wenn ich jetzt meinen Pullover, über dem Grab meiner Oma, auswringe, dann kann ich damit die Blumen giessen."
"Das würden sie tun - nur um die Blumen zu giessen? Darf ich ihnen meine Giesskanne ausleihen?"
Ich könnte ihn erwürgen oder küssen. Immerhin habe ich jetzt eine Giesskanne.
Aber ich bin nass bis auf die Haut. Mein Blind Date kann ich mir abschminken. So geh ich nicht ins Eiscafe.
Der Mann ist so nett und läuft für mich. Ich brauche nur zu giessen.
"Verzeihung wenn ich mich aufdränge. Ich hätte zu gerne gesehen, wie sie mit dem Pullover die Blumen giessen. Aber vielleicht darf ich sie zu einem Eis einladen. Ich habe nämlich eine Verabredung dort. So getraue ich mich nicht hin. Aber zum Absagen ist es jetzt zu spät - und einfach nicht hingehen wäre unfair. Würden sie mich vielleicht begleiten? Ein Begossener sieht einfach nur nass aus. Aber zwei, das könnte eine neue Moderichtung sein."
"Sie wollen nass wie sie sind zum Rendezvous?"
"Habe ich eine andere Wahl? Die Dame wird mir einen Korb geben. Aber wenn ich nicht komme, dann wird sie mir nie verzeihen. Ich weiss noch nicht einmal wie sie aussieht!"
"Das ist aber dumm! Sie haben sich verabredet und wissen nicht mit wem?"
"Das wäre heute unser erstes Treffen gewesen. Ich müsste eigentlich schon dort sein."
"Na dann gehen wir."
"Das ist sehr nett von ihnen. Alleine hätte ich mich jetzt wirklich nicht hingetraut. Es tut mir leid, wenn ich ihnen den Abend verdorben habe. Ich werde alles tun um es wieder gut zu machen."
"Sie haben überzeugend damit angefangen. Ich glaube sie haben noch allerhand vor sich heute abend."


II.

Die Bedienung ist sehr höflich. Sie hat scheinbar keine Angst, dass wir in unserer Aufmachung die Plastikstühle nass machen könnten. Kommen hier öfter Gäste, die nass bis auf die Haut sind?
Nass passt eigentlich: Piratenkapitän sucht Meerjungfrau. Das mit der Jungfrau - aber wie aus dem Meer aufgetaucht. Ob der ahnt, dass ich die Meerjungfrau bin?
"Wir sehen bestimmt aus wie zwei Schiffbrüchige. Ich bin gespannt ob die uns eine Karte bringen."
Der junge Mann ist guter Dinge:
"Das ist kein Problem. Hier im Freien kommt schon mal ein Regenguss. Deshalb ist die Karte auch Wasserfest. Aber ich glaube wenn wir uns reinsetzen wollen, dann werfen die uns raus."
Da ist die Bedienung auch schon mit zwei Karten:
"Sie sind zu beneiden. Das war die einzig vernünftige Idee bei der Hitze. Ich würde am liebsten auch im Brunnen baden gehen. Aber noch bin ich im Dienst. Was darf ich ihnen bringen?"
Ich nehme dem Piratenkapitän die Entscheidung ab:
"Brauchen wir die Karte oder nehmen wir gleich die Olympia für zwei?"
"Die Olympia für zwei."
Der Piratenkapitän hat seine Augen überall. Aber wo seine Verabredung wirklich steckt weiss nur ich.
"Darf ich wissen wer mich beinahe ersäuft hat? Ich heisse Irmi."
"Hallo Irmi, schön sie kennen zu lernen. Ich heisse August, wie der Monat."
"Dann sind sie ja vornehmer Herkunft. Kaiser Augustus war auch Linkshänder, genau wie sie."
Beim Lachen kann ich seine Zähne sehen.
"Gekauft!"
"Wie bitte?"
"Ich habe ihre Zähne gesehen. Ich habe sie gerade gekauft.
"Meine Zähne?"
"Nein, sie!"
"Oh, danke für die Ehre! Dann dürfen sie jetzt du zu mir sagen. Darf ich den Kaufpreis erfahren?"
"Augustus ich habe dich gerade für ein Eis erstanden. Lass es dir schmecken. Es ist deine Letzte Mahlzeit als freier Mann."
So schnell wird aus einem Piratenkapitän ein Untertan. Elizabeth die Erste, von England, hat es bestimmt genauso gemacht. Oder woher hat die plötzlich eine Marine gezaubert und die unbesiegbare, spanische Armada ihres Stiefonkels im Meer versenkt?
Als unser Eis kommt ist August beschäftigt. Sein verpasstes Rendezvous ist vergessen. Momentan hängt er an der Angel. Aber ich bin gespannt, wann er angreift.
Das Mädchen zündet unser Eis an wünscht uns einen Guten Appetit und lässt uns wieder alleine.
Der Kerl gefällt mir. Das nasse Hemd klebt auf seiner Haut. Unterhalb vom Bauchnabel sieht es aus, als ob auch ich auf ihn Eindruck mache.
Mein nasser Pullover klebt auf meiner Haut. Meine freitragenden Brüste haben seine Augen gefangen. Ich muss ihm Leine lassen. Er soll mich erobern, nicht umgekehrt. Ich will ihn nicht verschrecken.
"Ich fühle mich wie eine Meerjungfrau auf dem trockenen. Wie fühlst du dich in denem Taucheranzug?"
So wie er jetzt sich verschluckt hat, hat er begriffen.
"Du bist die Meerjungfrau, Irmi? Dann war das Kondom für uns uns beide?"
Jetzt hat er wieder Oberwasser. Soweit zum Untertan!
"Pssst! Nicht so laut! Das Kondom war für Oma."
"Das müssen wir unbedingt nocheinmal üben. Du weisst doch: Giesskannen sind an der Leine zu führen!"
"Wie kommt es eigentlich, dass du als rettender Engel ein Giesskanne bei dir gehabt hast? Hast du auch einen Verwandten besucht, auf deinem Weg zum Rendezvous?
"Nein, ich weiss nicht warum ich über den Friedhof gegangen bin. Normalerweise habe ich mit den Toten nichts am Hut, und schon gar nicht in der Dämmerung."
"Und wo war dann die Giesskanne her? Die sind doch alle angeleint!"
"Ich habe früher mal in einem Sexshop gearbeitet. Da hatte ich mit Schlössern zu tun. Es gibt spezielle Schlösser, für Sado-Maso Spiele. Die haben alle den gleichen Schlüssel. Und wenn du dir mal die Schlösser an den Giesskannen ansiehst, die sind alle das billigste aus dem Billigladen. Irgendwann haben die mal einen Sado-Maso Schlosser aufgekauft, als der pleite ging. Der Schlüssel, der an Omas Handschellen passt, der passt auch an Omas Giesskanne. Bitte verzeih mir den Spruch mit der Oma. Ich will nicht über jemanden plaudern, den ich nicht wirklich kenne."
"Das will ich jetzt aber genau wissen. Hast du viele Kunden gehabt?"
"Hab ich immer noch. Das sind eigentlich ganz vernüftige Menschen, die Kunden im Sexshop. Die, die nicht dort einkaufen halte ich für viel gefährlicher. Du glaubst gar nicht wer da alles kommt. Lauter ganz normale Menschen. Die Verrückten, die ihre Frau verprügeln, die kommen nicht zu uns. Ich hab mich selbständig gemacht und arbeite heute als Schlosser."
"Wo ist da der Zusammenhang?"
"Die Schlösser. Viele meiner Kunden rufen nachts an und brauchen ganz schnell Hilfe. Die Freundin ist ans Hotelbett gefesselt und der Schlüssel ist runtergefallen und nicht mehr zu finden. Der Hotelservice kennt meine Nummer."
"Du bist Schlosser nur für die Perversen?"
"Glaub mir, die sind nicht pervers, nur neugierig. Mal hat sich einer selbst gefesselt und kriegt alleine das Schloss nicht auf. Ein paar wollen sich auch nur selbst demütigen und so zeigen. Wenn sie das vor Kindern im Park machen kommt die Polizei. Wenn sie das mit mir machen, dann kostet es die Anfahrt, Nachtzuschlag, meinen Stundensatz und meist auch ein neues Schloss. Ich bin der beste Kunde im Sexshop und bekomme Sonderrabatt. Dafür hängt dort meine Telefonnummer aus. Meine Kunden sind ganz normale bis harmlose Irre. Draussen auf der Strasse laufen welche mit Kampfhunden rum, ohne Leine. Die sind angeblich normal. Glaub mir, das sind die Perversen. Die sind eine Gefahr, für die Kinder und für die Alten."
"Die sind für jeden eine Gefahr! - Und dein Schlüssel passt auf allen Giesskannen im Friedhof?"
"Nicht auf allen. Es gibt tatsächlich Verrückte, die geben dreimal soviel Geld für das Schloss aus, als wie für die Giesskanne. Die bekomme ich zwar auch auf, das ist mein Beruf, aber es lohnt den Aufwand nicht."
"August, trotz deinem Namen, du machst einen so gebildeten Eindruck auf mich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dein Leben lang immer Schlösser geknackt hast."
"Doch, doch, so ähnlich. Ich habe Mathematik studiert, Schwerpunkt Heuristik und Numerik. Bei der Bundeswehr habe ich dann Schlüssel geknackt. Russische und Ostblock Funkspüche entschlüsselt. Dann bin ich schliesslich bei einer Bank gelandet. Verschlüsselungstechnik bei Bankautomaten und Homebanking. Die Bank hat mit einer anderen fussioniert und ich war arbeitslos. Als Informatiker über 35 kannst du heute gleich einen Rentenantrag stellen. Eine Zeitarbeitsfirma hat mich aushilfsweise in den Sexshop gesteckt. Als dann der Schrotti dann mit der Ich-AG kam, da hab ich zugeschlagen. Meine beste Arbeitszeit ist dann, wenn andere Menschen schlafen. Dafür habe ich tagsüber Zeit dir beim Blumengiessen zu helfen."
"Das hört sich schlimm an. Du hast nie Feierabend, nie Wochenende."
"Ich bin selbständiger Unternehmer und kann 12 mal im Jahr Urlaub machen. Ich muss morgens nicht aus dem Bett und wenn mich nachts einer anruft, dann klingelt die Kasse."
"Ich muss den ganzen Tag arbeiten. Wenn ich heimkomme, dann musst du weg."
"Was arbeitest du?"
"Ich bin bei einer Bank."
"Wann fusioniert die wieder?"
"In zwei Monaten. Wir haben jetzt schon Stress. Überstunden. Wer nicht mitmacht, kann sich nach der Fusion einen neuen Job suchen."
"Was verdienst du?"
"Du willst es aber genau wissen?"
"Ich möchte nur wissen, wer hier wen kauft. Ich kann dir das doppelte wie die Bank zahlen. Flexible Zeiteinteilung. Wenn du mit mir gemeinsam Schlösser knacken gehst, dann bekommen wir den doppelten Stundensatz. Wir sind den ganzen Tag zusammen. Du glaubst nicht wieviel Spass die Arbeit machen kann. Hier hast du einen Schlüssel."
"Was soll ich damit?"
"Du weisst doch: Giesskannen sind an der Leine zu führen. Willst die einen Arbeitsvertrag oder lieber einen Ehevertrag?"
"Willst du mich anbaggern oder auf die Schippe nehmen?"
"Beim Bagger heisst das Schaufel. Aber im Ernst - wann kannst du anfangen?"
"Wie schnell willst du mich denn?"
"Ich will dich sofort! Ich will dir endlich die nassen Sachen vom Leib reissen! Ich will wissen ob es darunter genauso aussieht, wie es sich auf den nassen Sachen abzeichnet!"
"Erst will ich einen Vertrag!"
"Gut - kündige deinem Cheff!"
"Was soll ich ihm sagen?"
"Erstens - er soll mit sich selber fussionieren. Und zweitens - er braucht deine Hilfe nicht mehr, nach der Fussion hätten sie dich entlassen und er wäre in den Vorruhestand gegangen. Wie heisst der eigentlich?"
"Von Weissensteiss."
"Schlank, sportlich, 50, mit einer schlanken, sportlichen, Rothaarigen?"
"Die Rothaarige ist seine Sekretärin."
"Die beiden Unzertrennlichen habe ich gestern habe abend mit einer Feile von der Tiefgarage im Metropol getrennt. Sag deinem Cheff einfach, Giesskannen sind an der Leine zu führen. Der versteht das, und seine Sekretärin auch."
"Also mein Cheff, bei dir Kunde. Ich bin begeistert. Und die Knobloch mit Handschellen gefesselt?"
"Also normalerweise plaudere ich nie über Kundschaft. Ich gehe jetzt davon aus, dass du bei mir anfängst."
"Bevor ich bei dir anfangen kann muss ich mehr wissen! Ich hab sowas noch nie gemacht."
"Fangen wir mit der Knobloch an. Eine Fahrradkette als Gürtel durch die Jeans gezogen. Der Weissensteiss hat durch den Reissverschluss die linke Hand in ihrem Schritt. Die Hand wird durch ein Paar Handschellen in der Hose gehalten und hinten mit dem Gürtel verbunden. Die Knobloch sitzt auf dem Beifahrersitz. Der Weissensteiss kniet mit dem Gesicht nach hinten auf dem Fahrersitz. Der Wagen ist vom Lift hochgehoben. Darunter steht ein anderer Wagen. Der Schlüssel ist heruntergefallen und unter den Sitz gerutscht. Zum Glück hat sein Autotelefon noch funktioniert."
"Und du geht's einfach in die Tiefgarage, machst mit dem Nachschlüssel das Schloss auf und befreist die Beiden?"
"Wo denkst du hin? Ich gehe zur Rezeption und sage Bescheid was passiert ist. Sonst glauben die ich will ein Auto aufbrechen und holen die Polizei. Der Portier geht mit und fährt den Wagenlift nach unten. Ich kann das auch, aber hier geht es um die Versicherung. Wenn Personen im Fahrzeug sind, dann muss ein Fachmann den Lift betätigen. Dann habe ich lange und gründlich die Schlösser untersucht. Die Hand vom Weissensteiss war klatschnass. Ich habe ein Stück Leder zwischen die Knobloch und den Sitz geschoben. Noch ein Stück Leder zwischen Jeans und Kette, in ihrem Rücken. Dann habe ich mit einer Feile langsam und gründlich die Kette zwischen den Handschellen getrennt. Dabei kam es der Knobloch noch zweimal. Dem Weissensteiss habe ich ganz diskret ein neues Paar Handschellen auf den Rücksitz gelegt. Der Ganze Einsatz von zwei Stunden hat ihn 1500 Euro gekostet. Wenn du dabei gewesen wärst, dann hätten wir abwechselnd and den Handschellen gefeilt. Es hätte genausolange gedauert und wir hätten zusammen 2500 verdient."
"Und warum hast du nicht einfach den Nachschlüssel benutzt?"
"Dann hätte die Knobloch nicht zwei Orgasmen bekommen und ich keine 1500 Euro."
"Jetzt verstehe ich."
"Wenn du willst kann ich dich übers Wochenende anlernen. Vielleicht bekommst du sogar deinen ersten Einsatz. Dann kannst du dir bis Montag überlegen, wie du es dem Weissensteiss schonend beibringst. Wenn er erfährt, dass du zu mir kommst, dann lässt er dich sofort gehen und du bekommst noch eine Abfindung, damit du nichts ausplauderst."


III.

Diese Nacht habe ich sehr unruhig geschlafen. Handschellen, Fahrradketten - ich mache mir nichts aus Sado-Maso und aus Fesselungsspielchen schon mal überhaupt nichts.
Von der Knobloch und dem Weissensteiss habe ich geträumt. Wenn das seine Frau wüsste.
August bietet mir das doppelte Gehalt. Wenn ich keinen Kunden verlieren will, dann darf ich den Weissensteiss nicht verpfeifen.
Kann mir August einen sicheren Arbeitsplatz bieten? Ich zittere bei jeder Fusion. Irgendwann bin ich reif. Also warum soll ich nicht an mich denken und zwar jetzt.
Die Frau vom Weissensteiss kenne ich nur vom sehen. Die beiden machen einen glücklichen Eindruck. Die haben auch Kinder.
Die Knobloch ist für mich ein unbeschriebenes Blatt. Von ihr weiss ich überhaupt nichts. Sie redet nicht. Sie scheint keine Freunde zu haben. Der Weissensteiss und die Knobloch sind oft zu zweit unterwegs. Ich habe die beiden noch nie in einer Kantine essen gesehen. Beide machen oft Überstunden.
Die Knobloch hat eine Kette als Gürtel um. Die Kette war geschlossen, sonst hätte August nicht die Feile gebraucht. Hat die Knobloch selber die Kette abgeschlossen oder war es der Weissensteiss?
Der Weissensteiss war mit einer Handschelle an den Schoss der Knobloch gefesselt. Hat er die Handschelle selber geschlossen? Mit einer Hand? Oder hat die Knobloch die Handschelle in ihre Kette eingehängt und verschlossen? Die Knobloch hatte beide Hände frei.
So kann es gewesen sein: Die Knobloch verschliesst sich selber, damit der Weissensteiss nicht rankommt. Sie sitzt bequem, wärend er knien muss. Sie bekommt mehrere Orgasmen wärend sie den Weissensteiss in ihrer Falle zappeln lässt.
Ob der Weissensteiss auch einen bekommen hat? Es muss ihm doch Spass machen, er macht es doch freiwillig.
Ob die Knobloch es für Geld macht? Prostitution ist es in jedem Fall, wo sie so ihre Stellung bei der Bank bekommen hat. Oder macht es ihr auch Spass. Geben die beiden sich etwas, was sie zuhause nicht bekommen? Die Gefahr entdeckt zu werden? Die wollten entdeckt werden! Der Knobloch ist es gekommen, als August dabei war.
Ich bin neugierig wie es ist, wenn ich dabei bin, wenn es jemand anders kommt. Das muss erregend sein. Aber ich selber wollte keine Zuschauer dabei haben, wenn es mir kommt. Noch nicht einmal einen Mann! Ich kann mich nicht fallen lassen, wenn jemand mich beobachtet.
Aber gereizt hat es mich schon. Das Spiel mit den Kondomen auf dem Friedhof. Ich habe in Kauf genommen, dass ich beobachtet werde. Als August dazukam konnte ich nicht weglaufen. Ich konnte den Hahn nicht abdrehen. Es war entsetzlich, dass August weiter auf statt zu gedreht hat. Ich habe der Katastrophe ins Auge gesehen. Ich konnte nichts machen. Ich war nass bis auf die Haut. Für August war ich nackter als nackt. Ich wollte weglaufen aber ich bin mit August gegangen. Ich bin nass bis auf die Haut ins Eiscafe gegangen. Alle haben mich so gesehen.
Ich habe die ganze Nacht davon geträumt wie es hätte weitergehen können. Und jetzt bin ich nass. Es hat mich erregt.
Ich wäre mit dem Piratenkapitän ins Bett gegangen. Er weiss das. Er hat die Kondome gesehen.
Giesskannen gehören an die Leine. Stimmt!

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 2357

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben