Liebe Leserin
Hast Du auch Tagträume dann und wann? Bist Du auch schon verträumt an der Aldi-Kasse gestanden, hast gedankenverloren den hübschen Verkäufer angestarrt und dir gedacht: Mein Gott! Dieser Mann ist es, muss es sein! Diese flinken Finger, mein Gott! Ich darf mir gar nicht ausmalen, was er mit seinen Lippen und seinen feingliedrigen Händen sonst noch so alles anstellen könnte…
Lieber Leser
Hast Du auch Tagträume dann und wann? Hast Du auch schon verträumt aus dem Bahnfenster geschaut und dir gedacht: Die Frau dort drüben auf dem Bahnsteig ist es! Mein Gott! Diese weisse Bluse! Ihr wehendes blondes Haar! Ihr knackiger Jeanshintern! Wenn sie doch bloss nackt dort stünde!
Wie dem auch sei: Von einem durchsichtigen Pferd hast Du bestimmt noch nie geträumt.
In Glasdorf lebte vor vielen Jahren ein junger Mann, hübsch von Angesicht, und seine grosse Leidenschaft waren Pferde. Nein, wir reden hier nicht von edlen Zuchtpferden, sondern von kräftigen, gedrungenen Bauerngäulen mit feurigem Blick und muskulösen Schenkeln.
In Zeiten des Internets kann sich das kaum jemand mehr vorstellen – aber Johann, unser Protagonist, hatte bis dato noch kein einziges Mal eine wirklich nackte Frau zu Gesicht bekommen. Was bedeutet „wirklich nackt?“ Nun ja, der weibliche Oberkörper war unserem Johann vertraut, denn Gerlinde vom Oberen Dorf liess ihn ab und zu an ihren Brustwarzen lutschen, wenn er ihr Hafersäcke für ihre zwei Pferde anschleppte. Aber was war da unterhalb des Nabels? Johann wusste es nicht, und das mit 32 Jahren. Sein ganzes Sehnen und Streben galt daher den wunderbaren, kräftigen und schönen Kreaturen in Reymund Krengers Stall. Krenger war kein schlechter Herr. Er hielt die Bediensteten gut, wenngleich er sich ab und zu an einem der jungen Gärtner vergriff. Aber das verzieh man ihm, denn ihm gehörte halb Glasdorf. Der Schreiner, die Müllerin, der Kürschner, der Hutmacher und sogar der Juwelier arbeiteten für ihn – ganz zu schweigen von den vielen Glaskünstlern, die die Gegend kulturell belebten. Glasdorf war an einem Berghang gelegen und war Handelszentrum, religiöser Kern und Sündenpfuhl in einem.
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