Die Glasdusche

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Die Glasdusche

Die Glasdusche

Anita Isiris

Nathan war mit Unkraut beschäftigt. Er entfernte mit einem Bunsenbrenner kleine Grashalme, die die Frechheit hatten, sich im Vorfrühling in den Mauerritzen der Neubausiedlung blicken zu lassen. Es handelte sich um Pflänzchen, die rund um ältere Häuser allgegenwärtig sind und daher kaum auffallen, bei neuen Gebäuden hingegen die Keimfreiheit stören, wenn man das denn so nennen will.
Nur kurz blickte Nathan hoch, und da entdeckte er es: das offene Badezimmerfenster direkt über ihm. Aus dem Augenwinkel heraus nahm er eine Bewegung wahr. Nathan brachte den Bunsenbrenner zum Schweigen und richtete sich auf. Tatsächlich! Im modernen Badezimmer mit den zwei Waschstellen und den eleganten dunklen Fliesen duschte eine Frau! Allerdings war sie kaum zu sehen. Die verschiebbaren Glaswände der Dusche waren allesamt angelaufen; die Frau zeigte sich nur als Silhouette.
Nathan hatte Gewissheit: Wenn er die Frau nicht sah, sondern nur ahnte… dann sah sie ihn auch nicht. Nathan stand ein elysischer voyeuristischer Moment bevor. Da! Sie presste ihren Hintern ans Glas. Welch ein Arsch! Die Frau war bestimmt blutjung, so mutmasste Nathan, und sofort waren seine Gedanken meilenweit weg von Bunsenbrenner, aufdringlichen Pflänzchen und dem Zeitplan, dem er als Hilfsgärtner unterworfen war. Da gab es nur noch diese Glasdusche, den Wasserdampf und den Frauenhintern direkt vor ihm. Die Frau seifte sich genussvoll ein. Sie streckte sich, fuhr sich durchs dunkle Haar… welch ein Anblick! Nathan sah sich kurz um. So stellte er sicher, dass er nicht seinerseits beobachtet wurde. Aber niemand schöpfte Verdacht, wenn ein hochbeschäftigter Hilfsgärtner sich eine kurze Pause gönnte. Um sich Legitimation für sein Dastehen zu verschaffen, steckte Nathan sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie allerdings nicht an. Zigarettenqualm hätte die junge Frau verstören können.
Dann sah er ihr Profil. Die Frau seifte ihre Brüste ein. Und was für Brüste das waren! Nichts Modernes, Aufgepimptes, oh nein. Das waren natürliche, etwas schwere, appetitliche Hausfrauenbrüste! Die Farbe der Nippel war durchs angelaufene Glas nicht so gut zu erkennen – Nathan tippte auf hellbraun.
Ob das Schätzchen rasiert war? Nathan hielt sich oft in der Sauna auf, und da sassen sie reihum, diese konfektionierten Mädels, deren Schamlippen sich wie ein Ei dem andern glichen. Zarte, glattrasierte Formen, gewiss, und wer das mochte, dem sei dies unbenommen.

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