So entwickelte sich das Beobachten, die voyeuristische Lust von Glorias Nachbarn, zum Ritual. Die Ehefrauen schliefen alle noch, Mann fühlte sich frei und unbeobachtet, und nach wenigen Tagen ergab sich das Phänomen, dass sich des Morgens bis zu 10 Männern vor Glorias Wohnzimmerfenster versammelten, zum Teil getarnt durch die Tujahecke, und einträchtig ihren nackten Wunderkörper betrachteten. Eigentlich geht so etwas ja gar nicht – im #metoo Zeitalter ohnehin nicht. Die Männer wussten das. Sie waren keine bösen Kerle, gingen ihrer Arbeit nach und trugen ihren Familien Sorge. Aber Gloria weckte das Atavistische in ihnen, die besinnungslose Vögellust, und das jeden Morgen, lange bevor die Sonne überhaupt ihre ersten Strahlen zeigte.
Es ist schwer nachvollziehbar, wie die Situation dann eskalierte. Es begann damit, dass Haro, Werner und Libor eines Abends bei Gloria klingelten. Natürlich hatten sie Blumen, Schokolade und Wein dabei. Es waren alles Männer um die Vierzig, die bis zum damaligen Tag glaubten, Blumen, Schokolade und Wein öffne Frauenherzen. Was sie nicht wussten, so, wie ihre Milliarden von Geschlechtsgenossen ebenfalls nicht: Frauen sind wie Pflanzen. Sie benötigen frische Luft und Wasser. Und gute Gespräche, klar. Blumen sind doch eher paternalistisch, und Schokolade… da ist Frau wählerisch. Kein Mann findet je das richtige Produkt – bei der ganzen Auswahl schon gar nicht.
Gloria trat überrascht von einem Fuss auf den andern und liess die drei Männer schliesslich ein. Sie war barfuss, der blaue Kimono umschmeichelte ihre Knöchel. Um den Bauch war er nachlässig gegürtet und gab den Blick frei auf einen Quadratzentimeter nackter Haut. Gloria-Haut. Der Brennpunkt dieser Welt. «Schön hast Du es hier», begann Haro, in akzentfreiem Deutsch, das Gespräch. Gloria bestätigte dies und freute sich, als sie sah, dass Haro, Werner und Libor ihre Blumenpracht bewunderten. «Einen… Kaffee?» fragte sie leise. Ihr Herz schlug plötzlich bis zum Hals. Was war bloss in sie gefahren? Da sassen drei wildfremde Männer auf ihrer Couch, sie selbst trug nur diesen Kimono aus Rohseide und nichts untendrunter. Sie fühlte sich unsicher, aber ihr Bauch sagte etwas anders. Er kribbelte warm und neugierig.
Danke, Nina
schreibt anitaisiris
Liebe Nina Dass Du Deinem Freund meine Geschichten vorliest, ist natürlich eine grosse Ehre für mich. Hättest Du Lust, mit mir gemeinsam eine Story zu schreiben? Melde Dich beim Verlag. Ich freue mich. Herzlichst Anita
danke, anita
schreibt nina