Das mittelalte Ehepaar freute sich auf diesen Abend. Peter und Marlies Burger genossen die Aussicht, die ihnen der Wintergarten bot. Marlies liebte es, in ihrem Korbsessel zu sitzen und dabei dem Treiben auf der Straße beizuwohnen. An diesem letzten Abend im Oktober zogen Kindergruppen durch die Straßen, um sich in den Häusern einen Obolus abzuholen. Das aus Amerika stammende Fest hatte sich nun auch in Deutschland eingebürgert und die Bergers spielten gerne mit. Sie waren sehr kinderlieb, obwohl sie selbst keine Nachkommen hatten. Marlies verteilte großzügig Süßigkeiten an die kleinen Vampire, die allesamt herzallerliebst anzuschauen waren. Peter fand es süß, wenn die Kleinen als Frankensteins Monster oder Zombie verkleidet Angst und Schrecken verbreiten wollten. Die Kids freuten sich diebisch, wenn die Burgers so taten, als erschreckten sie sich zu Tode. Das Kichern der Kinder wärmte Marlies das Herz. Sie versteckte sich hinter Peters Rücken, als eine recht kleine Mumie auf sie zuwankte. Das in Klopapier eingewickelte Mädchen hüpfte freudig auf und ab, da es Marlies so erschreckt hatte. So ging es den ganzen frühen Abend, an dem eine Kinderschar die nächste ablöste. Es war schon bald 21 Uhr, als die letzten, kleinen Gäste von dannen zogen. Peter und Marlies gönnten sich ein Glas Wein, als jemand derb an die Fensterscheibe klopfte. Peter und Marlies tauschten einen wissenden Blick aus. Sie kannten das schon aus dem Vorjahr. Nach den kleinen Kindern erschienen manchmal noch ältere Teenager auf der Bildfläche. Bei den Jugendlichen schlich sich mitunter ein provokanter Tonfall ein, wenn sie „Süßes oder Saures!“ skandierten. Trotzdem gab es bisher nie Probleme irgendeiner Art. Peter erhob sich arglos, als nun die Türglocke schellte. Das wiederholte sich mehrere Male, als wären diese späten Besucher besonders hartnäckig.
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