Vielleicht war die Hübsche einfach von zu Hause ausgerissen? Hatte ihr Vater nicht eine bevorstehende Hochzeit erwähnt? Louisa wäre nicht die erste Braut, die sich einer Vermählung durch Flucht entzog. Harry beschloss, noch ein paar Tage zu warten. Dead Mens Coast war ein gutes Pflaster für Menschen, die sich vor irgendetwas verstecken wollten. Harrys Instinkt sagte ihm, dass er sich auf der richtigen Fährte befand. Seine Geduld würde sich gewiss auszahlen. In diese Gedanken versunken, betrat Harry Stone die einfache Herberge. Kurz nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, liefen Katherine und Louisa die enge Gasse hinunter. Louisas Stimmung konnte man als überschwänglich bezeichnen, nachdem sie mit Frank Dubrow das Bett geteilt hatte. Katherine spürte die feinen Nadelstiche der Eifersucht. Sie wollte Louisas Entjungferung unbedingt beiwohnen, obwohl ihr das Zusehen Schmerzen bereitete. Nun bereute sie diese Entscheidung. Louisas gute Laune machte es nicht besser. Katherine packte ihren Zorn in deutliche Worte. „Was grinst du so dümmlich? Es scheint, als genügte ein männlicher Schwanz, um aus dir eine Idiotin zu machen!“
Louisa wunderte sich über Katherines Entgleisung. „Du wolltest doch unbedingt dabei sein. Ich verstehe nicht, worüber du dich so aufregst. Kann es sein, dass du auf Master Dubrow eifersüchtig bist? Mir kommt es bald so vor.“
Katherines Augen glühten. Ihr Gesicht färbte sich eine Nuance dunkler. „Achte auf deine Worte, Louisa! Ich hätte gute Lust, dich gleich hier über Knie zulegen. Deine Mutter hat einiges versäumt!“
Louisa stemmte die Hände in die Hüften, während sie Katherines Blick standhielt. „Mir scheint, dass bei deiner Erziehung auch manches vernachlässigt wurde. Vielleicht hätte Captain Tarbeard dir ab und zu die Hosen strammziehen sollen?“
„Wenn wir an Bord sind, werde ich dir den Arsch versohlen! Glaub ja nicht, dass ich mir deine Unverschämtheiten gefallen lasse.
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