Glühende Backen

Harry Stone betrachtete die Zeichnung ganz genau. Er prägte sich Louisas Gesichtszüge und ihre Haarfarbe ein, ehe er die Hafenkaschemme betrat. Nachdem er die wenigen weiblichen Gäste mit Louisa verglichen hatte, wurde ihm schnell klar, dass er die Tochter des Bankiers in diesem Lokal nicht finden würde. Harry Stone gehörte zu den ausgefuchsten Profis, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausübten. Es ging dem 40-jährigen Schotten nicht nur um die ausgebotene Belohnung, auch wenn diese natürlich einen gewissen Stellenwert hatte. Harrys Berufsehre verlangte von ihm, dass er auch in diesem Fall nicht versagte. Er kramte die Zeichnung aus seiner Tasche, um sie dem Mann hinter dem Tresen zu zeigen. „Hast du diese Frau schon mal gesehen? Sie ist keine 20 Jahre alt und von mittlerer Größe.“
Der zahnlose Gastwirt grinste. „Eine solche Schönheit würde ich gewiss nicht vergessen. Aber nein, in diesem Wirtshaus ist sie bisher nicht aufgeschlagen. Ich schätze, du musst woanders dein Glück versuchen.“
Harry schob dem Wirt eine Silbermünze zu. „Wenn du sie doch noch sehen solltest, kannst du mich im Gasthaus am Ende der Straße finden. Ich habe mich dort eingemietet.“
„Geht klar! Ich melde mich, sobald ich etwas über die Kleine erfahren sollte.“ Harry Stone setzte aus langjähriger Erfahrung auf solche Informanten. Für einen kleinen Obolus verkauften die meisten ihre eigene Großmutter. Was war dagegen eine höhere Tochter, die der Schankwirt noch nicht einmal kannte? Harry Stone steuerte die nächste Kneipe an, wobei er auch dort enttäuscht wurde. Hatte ihn sein Instinkt getäuscht? Seine Freunde in Nassau berichteten ihm, dass die junge Dame am dortigen Hafen gesehen wurde. Vielleicht war sie in die Hände von Freibeutern geraten? Solche Kerle, die es auf ein Lösegeld abgesehen hatten. Doch es hatte sich noch niemand bei Mister Bloomington gemeldet, um die Entführung seiner Tochter anzuzeigen.