Glut hinter Klostermauern

Das Etablissement II

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Glut hinter Klostermauern

Glut hinter Klostermauern

Joana Angelides

Von seinem Besuch bei Madame Alexandrowa konnte er natürlich seinen Mitbrüdern nichts erzählen. Es gab nur noch zwei mit denen ihn eine tiefe Freundschaft verband; die anderen fünf Brüder waren erst einige Jahre hier und gaben sich sehr verschlossen. Sie machten ihre Arbeit und nahmen an allen Gebeten und Andachten teil, doch es kam bisher zu keinerlei engeren Beziehungen zwischen ihnen. Er wusste auch nicht, ob sie eine sexuelle Ausrichtung und Neigung hatten, oder das Keuschheitsgelübde ernst nahmen. Es gab ja doch einige Variationen dieses zu brechen, auch bei ihnen im Kloster, ohne dass es an die große Glocke gehängt werden musste.

Er sinnierte vor sich hin und überdachte die Situation.
Sie hatten einen Ritus, der jeden zweiten Freitag zelebriert wurde. Pater Anastasios war der Beichtvater des Klosters. Er hielt die Buße der Patres und der Seminaristen für die einzelnen Vergehen nach eigenem Ermessen in einem schwarzen Buch fest und sie musste an den Buß-Freitagen abends, teilweise coram Publikum, vollzogen werden. Er war ein strenger Beichtvater, auch zu sich selbst.
Darunter befanden sich Gebete bei kleineren Vergehen, oder eine gewisse Anzahl von Schlägen mit einer Weiden-Gerte auf den Rücken, die dem Sünder dann einer der Mitbrüder nach dem Abendessen in deren Schlaf- und Betraum verabreichen musste. Sie mussten sich dabei über einen höheren Schemel beugen, an den Beinen des Schemels festhalten und die Strafe ertragen. Da kam es, wie der Prior wusste, schon des Öfteren zu sexuellen Übergriffen oder einvernehmlichen sexuellen Handlungen. Es war manches Mal unvermeidlich, es durch die Türen auf den Gängen zu hören.
Bei gröberen Vergehen musste sich der Sünder nach der Verkündung seiner Strafe, sofort ganz ausziehen und sich sodann bäuchlings auf den Steinboden des Kirchenschiffes legen und dort wurde er an, in den im Boden eingelassenen vier Ringen, angekettet und in Beisein der Brüder von Anastasios, ausgepeitscht.

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