Glut hinter Klostermauern

Das Etablissement II

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Glut hinter Klostermauern

Glut hinter Klostermauern

Joana Angelides

Es waren oft bis zu vierzig Schläge, die je nach Urteil des Vollstreckers, Bruder Anastasios, unterschiedlich stark ausfielen. Manche verbissen sich jeden Laut, manche schrien laut, oder beteten.
Prior Kyrill beobachtete dabei seine Mitbrüder und hatte schon des Öfteren festgestellt, dass dieses Schauspiel Einzelne sehr erregte. Er merkte es daran, dass sie unruhig auf den Bänken hin und her rutschten, heimlich unter der Kutte onanierten, oder auch nur ihre Hände ineinander verkrampften, auch die Augen verschlossen, je nach Beherrschung und Erregungsgrad.

Es erregte selbstverständlich auch ihn, besonders wenn es einen bestimmten Seminaristen traf. Sie waren zwar alle drei blutjung und ihre Körper muskulös und gut proportioniert, doch Pawlow, ein blonder Jüngling mit edlen Zügen und blauen Augen zog ihn immer wieder besonders an. Er hatte etwas Wildes, Ungezähmtes an sich, glich aber wiederum auch dem Erzengel Gabriel. Wenn er im Garten arbeitete, oder durch die langen Gänge schritt und meditierte, das Sonnenlicht durch die Säulen regelmäßig gebrochen wurde und er einmal ins Licht und das andere Mal in den Schatten trat, so erregte ihn das so stark, dass er nicht selten, sofort sein Schlafgemach aufsuchen musste um sich mit einigen Hieben seiner Peitsche auf den Rücken und die Schenkel abzureagieren.
Er ließ ihn auch immer wieder rufen, um seine Lernfortschritte zu beobachten, wie er sich selbst einredete. Diese seine Gegenwart ließ ihn immer wieder erschauern und er musste sich gegenüber zugeben, dass er ihn begehrte. Er wusste, dass seine Geduld auf Erfüllung enden wollend war und er früher oder später seine Beherrschung verlieren würde.
Als Pawlow das erste Mal einem solchen Strafvollzug beiwohnen musste, sprang er plötzlich auf, lief in den Garten hinaus und musste sich übergeben. Vor seiner Abreise war es so weit, dass Pawlow wegen wiederholt versäumter nächtlicher Exerzitien, eine Strafe von zehn Peitschenhieben zur Buße verordnet bekam. Sie sollte in seiner Kemenate verabreicht werden. Doch wegen einer Grippe wurde diese Strafe verschoben und wird nun erst nach der Rückkehr des Priors vollstreckt werden. Dieser hatte nämlich den Beichtvater mit dem Argument, dass es sein besonderer Schützling war, gebeten, diese Strafe selbst vollziehen zu dürfen.

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