Gräfenhausen Ost, so stand es auf dem Schild. Hier war ich schon ein paar Mal in meinem Leben vorbei gefahren, ohne von diesem Rastplatz näher Notiz zu nehmen. Es war halt ein Rastplatz wie Hunderte andere in Deutschland. Eine Tankstelle mit Shop dabei, Toiletten, die inzwischen 70 Cent Eintritt kosteten, ein Restaurant mit überteuerten Raststättenpreisen und eine Frittenbude, die, wenn auch auf niedrigerem Niveau, genauso überteuert war. Wenn möglich, mied ich solche Rastplätze eigentlich. Aber heute steuerte ich ihn gezielt an. Ich war den weiten Weg extra hierher gekommen, um auf diesem Rastplatz anzukommen. Denn hier würde ich sie zum ersten Mal treffen.
So, jetzt ist die Katze aus dem Sack. Ich fuhr zu einem Date mit meiner E-Mail-Freundin. Wir hatten uns in den Weiten des Web kennen gelernt und inzwischen zahllose Mails getauscht. Anfangs noch sehr höflich mit „Sie“ und einer angemessenen Wortwahl. Diese Höflichkeit und die Sprache, die sich sehr an die Gepflogenheiten der Schriftsprache hielt, hatte ich als sehr angenehm empfunden. Doch bald schlichen sich in die Schriftsprache mehr oder weniger erotische Andeutungen, kleine Neckereien ein. Bis wir schließlich entdeckten, welche vielen Gemeinsamkeiten wir in erotischer Hinsicht hatten. Phantasien, Wünsche, kleine Ideen tauschten wir aus und immer deutlicher wurde die Sprache. Wir hatten literarischen Sex miteinander. Hunderte von Kilometern voneinander entfernt, ohne dass wir mehr als Fotos voneinander kannten, vögelten wir miteinander, was das Zeug hielt. In unseren Köpfen war alles möglich, was wir uns erträumten. Ich fand heraus, dass sie Spaß an meinen Wunschvorstellungen hatte und sie teilte ihre mit mir. So lernte ich auch das ein oder andere kennen, das mir bis dahin fremd war. Ein herrlicher Austausch und ein Feuerwerk der Lust.
Gräfenhausen Ost
20 8-13 Minuten 0 Kommentare
Gräfenhausen Ost
Zugriffe gesamt: 14016
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.