Grand Hotel des Voyageurs

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Grand Hotel des Voyageurs

Grand Hotel des Voyageurs

Yupag Chinasky

Natürlich war er irritiert, weil das Innere des Hotels so gar nicht dem Äußeren entsprach, aber es gab ein freies Zimmer zu einem annehmbaren Preis und für eine Nacht, so sagte er sich, war es doch ziemlich egal, wo man schlief. Es war ja auch nicht alles hässlich, zumindest die Flure hatte man nicht grundlegend verändern können, hier sah man noch die Reste des Stucks und der Verzierungen, wenn auch der Fußboden inzwischen mit billigem, grau-braunem Linoleum belegt worden war, der seltsame Schmatzlaute von sich gab, wenn man darüber schritt. Vereinzelte Lampen an den Wänden, auch die noch aus den besseren Zeiten, warfen ein so spärliches Licht, dass man die Zimmernummern kaum erkennen konnte. Sein Zimmer war nach hinten gelegen und der Ausblick ging, statt zu den Neonlichtern des Bahnhofplatzes, auf einen tristen Hinterhof, der von dunklen Backsteinmauern umrandet war, wie er mit einem flüchtigen Blick feststellte. Statt einer schönen Aussicht, gab es aber eine Minibar im Zimmer und so nahm er sich erst einmal eine Dose kühlen Biers, setzte sich auf das Bett und überlegte, wie er den Abend gestalten sollte. Auf jeden Fall essen gehen, danach ein Rundgang, um die Gegend zu erkunden, einen kleinen nächtlichen Spaziergang, etwas, das er gerne machte, wenn er auf Reisen war. Es war noch nicht spät, aber um diese Jahreszeit begann es schon zu dämmern. Er wusste, dass man hier meistens spät aß und so hatte er keine Eile und trank sein Bier in aller Ruhe. Doch dann schrillte das Telefon. „Pappi“, schallte es aus dem Hörer, „Pappi, je viens, attend moi“. Die Stimme klang jung und frech und ungeduldig und die Botschaft war klar, er solle warten, sie käme jetzt gleich. Als sie nichts weiter sagte, murmelte er „kleine Nutte“ und legte auf. Die Bierdose war leer, er stand auf und holte sich eine neue. Dabei kam er an dem einzigen Fenster vorbei und schaute etwas genauer hinaus, um die triste Gegend zu erkunden.

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