Grand Hotel des Voyageurs

2 17-27 Minuten 0 Kommentare
Grand Hotel des Voyageurs

Grand Hotel des Voyageurs

Yupag Chinasky

Er schaute auch hinab in den engen Hof und dort sah er sie. Etwa ein halbes Dutzend Frauen, die herumstanden und warteten, einige im Schein einer Laterne, die schon brannte, einige dicht an der rückwärtigen Mauer des Hotels, direkt unter ihm. Es war klar, warum sie dort standen, warum sie warteten und was sie wollten.

Er fand ein Lokal, das ihm ganz annehmbar erschien, und bestellte das Tagesgericht, Steak mit Pommes und Salat, dazu eine Karaffe Weißwein. Nach einem Kaffee und einem Cognac fühlte er sich motiviert genug, seine Erkundigungen der Gegend zu beginnen. Er ging ein ganzes Stück auf einer der großen, hellen Straßen, bog dann ab und kehrte, den kleinen, schmalen, dunklen, verwinkelten Gassen folgend, zum Bahnhof zurück. Er hatte auf dem kurzen Spaziergang nichts entdeckt, was ihn besonders interessiert oder gar fasziniert hätte. Er hatte auch keine weiteren Nutten gesehen und kam auch nicht an Lokalen vorbei, die irgendein Geheimnis verborgen hätten. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Straßenprostitution hier verboten war und wenn es keine Nutten und keine Freier gab, gab es wohl auch keine zwielichtigen Bars mehr. Aber ganz konnte man auch hier dieses Gewerbe nicht verhindern, den zumindest im Hinterhof seines Hotels fand es statt. Der Anblick der wartenden Frauen, die Möglichkeit mit einer von ihren rasch und problemlos Sex zu haben, alles war nur eine Frage des Geldes, sonst nichts, hatte in ihm durchaus ein deutliches Verlangen ausgelöst, das sich bei dem nächtlichen Spaziergang noch verstärkt hatte, obwohl es nicht durch weitere Eindrücke genährt worden war. Am Bahnhof wieder angekommen, zog es ihn fast mit magischen Kräften zu seinem Hotel, um den Hinterhof und seine Besetzerinnen zu erkunden. Wenn er noch etwas Besonderes erleben konnte in dieser Nacht, dann dort und nur dort.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 5722

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben