Grand Hotel des Voyageurs

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Grand Hotel des Voyageurs

Grand Hotel des Voyageurs

Yupag Chinasky

Das „Grand Hotel des Voyageurs“ hatte seine großartige Zeit schon lange hinter sich, obwohl die Fassade immer noch pompös ist und die Säulen am Eingang den Eindruck von Klasse und Größe noch immer vermitteln. Auch an seiner Lage hat sich nichts geändert, es befindet sich nach wie vor an einem großen Platz gegenüber einem großen Bahnhof in einer großen Stadt. Obwohl sich die Lage nicht verändert hat, ist nichts mehr so, wie früher. Was sich verändert hat, ist die Umgebung. Früher war es eine durchaus ehrenwerte Gegend, aber nun hatten die Anwohner und die Stadtverwaltung den Kampf gegen den Verfall und die Trostlosigkeit längst verloren und das Viertel hatte im Laufe der Zeit einen zweifelhaften Ruf bekommen und auch das „Grand Hotel des Voyageurs“ hatte sich dem nicht entziehen können. Mit der Umgebung hatte sich auch das Publikum verändert, oder war es umgekehrt? Denn früher verbrachten wohlhabende Reisende eine Nacht im Hotel, wenn ihre Züge zu geschäftlichen Terminen oder in die Ferien sehr früh abfuhren. Sie stärkten sich in dem hervorragenden und durchaus berühmten Restaurant, bevor sie ihre Plätze in den Abteilen erster Klasse in den Expresszügen einnahmen. Das Restaurant im Erdgeschoss gibt es nicht mehr, stattdessen haben sich ein billiger Universalladen, 24 Stunden 7 Tage, und ein Schönheitssalon für Hunde den Platz aufgeteilt. Es ist beklemmend und faszinierend zugleich, immer noch die Architektur und die Dekoration des Fin de Siècle in diesen jetzt so banalen Räumen zu erkenne. Das Restaurant musste schließen, weil es die wohlhabenden Reisenden nicht mehr gibt, die nicht nur viel Geld, sondern auch viel Zeit zur Verfügung hatten und beides gerne in dem berühmten Hotel ausgaben und verbrachten. Wegen der fehlenden Nachfrage gibt es heute in der ganzen Bahnhofsgegend kein wirklich gutes Restaurant und auch kein passables Hotel mehr, nichts, was man bedenkenlos hätte empfehlen können. Es gibt nur noch Billiglokale und Absteigen unterschiedlicher Qualität, insofern ist auch das „Grand Hotel des Voyageurs“ keine Ausnahme, aber immerhin hat es seine Vergangenheit und immer noch die klassische Fassade. Die Zimmer, einstmals wahre Suiten mit allem erdenklichen Komfort, hatte man durch dünne Wände in kleine Parzellen unterteilt und mit Nasszellen nachgerüstet. Die Lobby, einstmals ein repräsentatives Entree mit Marmor, Plüsch und Mahagoni, war verkleinert und verschandelt worden, zu einem dunklen Raum mit einer nichtssagenden Empfangstheke, ein paar Automaten für Getränke und Snacks und ein paar Sitzgelegenheiten, die nicht zusammenpassten, der Rest warne Lagerräume für die beiden Geschäfte. Im „Grand Hotel des Voyageur“ stieg man nur ab, wenn es keine andere Möglichkeit für eine Übernachtung gab, wenn der Geldbeutel keine Wahl zuließ oder, nun ja, wenn man eindeutig zweideutige Bekanntschaften suchte. Aber all das waren nicht die Gründe, weshalb er dieses Hotel ausgesucht hatte.

Er war am Nachmittag mit dem Zug angekommen und wollte am nächsten Tag zum Flughafen, um von dort eine lang geplante Reise, die ihn fast um die halbe Welt führen sollte, anzutreten. Er hatte ziemlich rasch umdisponieren müssen, der ursprünglich vorgesehene Anschlussflug war bestreikt worden und er musste bereits am Vortag mit der Bahn anreisen. Er hatte sich wegen der Übernachtung keine großen Gedanken gemacht, sich vielmehr vorgenommen, nach seiner Ankunft ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs suchen, damit er am nächsten Morgen rasch und problemlos mit dem Zug zum Flughafen fahren könnte. Als er die große Bahnhofshalle verließ, fiel ihm gleich die pompöse Fassade des „Grand Hotels des Voyageurs“ auf. Sie beeindruckte ihn und er war, ohne zu zögern und ohne länger zu suchen, dorthin gegangen. Er hatte eingecheckt, seinen Ausweis gezeigt, seine Kreditkarte registrieren lassen und war dann in dem ächzenden, schwankenden Lift in den vierten Stock gefahren. Natürlich war er irritiert, weil das Innere des Hotels so gar nicht dem Äußeren entsprach, aber es gab ein freies Zimmer zu einem annehmbaren Preis und für eine Nacht, so sagte er sich, war es doch ziemlich egal, wo man schlief. Es war ja auch nicht alles hässlich, zumindest die Flure hatte man nicht grundlegend verändern können, hier sah man noch die Reste des Stucks und der Verzierungen, wenn auch der Fußboden inzwischen mit billigem, grau-braunem Linoleum belegt worden war, der seltsame Schmatzlaute von sich gab, wenn man darüber schritt. Vereinzelte Lampen an den Wänden, auch die noch aus den besseren Zeiten, warfen ein so spärliches Licht, dass man die Zimmernummern kaum erkennen konnte. Sein Zimmer war nach hinten gelegen und der Ausblick ging, statt zu den Neonlichtern des Bahnhofplatzes, auf einen tristen Hinterhof, der von dunklen Backsteinmauern umrandet war, wie er mit einem flüchtigen Blick feststellte. Statt einer schönen Aussicht, gab es aber eine Minibar im Zimmer und so nahm er sich erst einmal eine Dose kühlen Biers, setzte sich auf das Bett und überlegte, wie er den Abend gestalten sollte. Auf jeden Fall essen gehen, danach ein Rundgang, um die Gegend zu erkunden, einen kleinen nächtlichen Spaziergang, etwas, das er gerne machte, wenn er auf Reisen war. Es war noch nicht spät, aber um diese Jahreszeit begann es schon zu dämmern. Er wusste, dass man hier meistens spät aß und so hatte er keine Eile und trank sein Bier in aller Ruhe. Doch dann schrillte das Telefon. „Pappi“, schallte es aus dem Hörer, „Pappi, je viens, attend moi“. Die Stimme klang jung und frech und ungeduldig und die Botschaft war klar, er solle warten, sie käme jetzt gleich. Als sie nichts weiter sagte, murmelte er „kleine Nutte“ und legte auf. Die Bierdose war leer, er stand auf und holte sich eine neue. Dabei kam er an dem einzigen Fenster vorbei und schaute etwas genauer hinaus, um die triste Gegend zu erkunden. Er schaute auch hinab in den engen Hof und dort sah er sie. Etwa ein halbes Dutzend Frauen, die herumstanden und warteten, einige im Schein einer Laterne, die schon brannte, einige dicht an der rückwärtigen Mauer des Hotels, direkt unter ihm. Es war klar, warum sie dort standen, warum sie warteten und was sie wollten.

Er fand ein Lokal, das ihm ganz annehmbar erschien, und bestellte das Tagesgericht, Steak mit Pommes und Salat, dazu eine Karaffe Weißwein. Nach einem Kaffee und einem Cognac fühlte er sich motiviert genug, seine Erkundigungen der Gegend zu beginnen. Er ging ein ganzes Stück auf einer der großen, hellen Straßen, bog dann ab und kehrte, den kleinen, schmalen, dunklen, verwinkelten Gassen folgend, zum Bahnhof zurück. Er hatte auf dem kurzen Spaziergang nichts entdeckt, was ihn besonders interessiert oder gar fasziniert hätte. Er hatte auch keine weiteren Nutten gesehen und kam auch nicht an Lokalen vorbei, die irgendein Geheimnis verborgen hätten. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass Straßenprostitution hier verboten war und wenn es keine Nutten und keine Freier gab, gab es wohl auch keine zwielichtigen Bars mehr. Aber ganz konnte man auch hier dieses Gewerbe nicht verhindern, den zumindest im Hinterhof seines Hotels fand es statt. Der Anblick der wartenden Frauen, die Möglichkeit mit einer von ihren rasch und problemlos Sex zu haben, alles war nur eine Frage des Geldes, sonst nichts, hatte in ihm durchaus ein deutliches Verlangen ausgelöst, das sich bei dem nächtlichen Spaziergang noch verstärkt hatte, obwohl es nicht durch weitere Eindrücke genährt worden war. Am Bahnhof wieder angekommen, zog es ihn fast mit magischen Kräften zu seinem Hotel, um den Hinterhof und seine Besetzerinnen zu erkunden. Wenn er noch etwas Besonderes erleben konnte in dieser Nacht, dann dort und nur dort. Von außen erweckte das Hotel des Voyageurs nicht den Anschein einer billigen Absteige oder gar eines Stundenhotels, es war wohl auch keines, aber der Telefonanruf und der Blick aus dem Fenster hatten das auch nicht ganz ausgeschlossen. Als er den Zugang zum Hinterhof suchte, bemerkte er erst jetzt einen Toreingang an der Seite zum Nebengebäude. Er betrat einen dunklen Gang und schon dort standen die ersten Frauen, die ihn interessiert und zum Teil provokativ anschauten. Eine, die ziemlich dick und hässlich war, forderte ihn direkt zum Sex auf. Er lächelte sie an, ging aber an ihr vorbei ohne sich auf ein Gespräch einzulassen und betrat das kleine, durch hohe Backsteinmauern abgegrenzte Karree des Hofs. Ein knappes Dutzend Frauen standen dort herum, es waren die, die er schon von oben gesehen hatte. Sie hatten sich gegen die Kälte des Herbsts mit warmer Kleidung geschützt, die sie aber nicht unbedingt attraktiver machte. Nur auf eine der Ladies traf das nicht zu, eine dunkelhäutige, schokoladenbraune Frau, die ihm sofort auffiel, und nicht nur das, die ihm auch auf Anhieb gefiel. Es war eine sehr junge, schlanke Schönheit in einem schwarz-weiß gestreiften Kleid, das ihre perfekten Kurven und Formen vorzüglich zur Geltung brachte. Sie trug nur eine dünne, grüne Strickjacke, die sie kaum vor der Kälte der Nacht schützen würde, falls sie hier ausharren sollte. Sie hielt eine rote Handtasche in den Händen und schaute etwas verloren, geradezu desinteressiert in die Welt. Als er sich ihr näherte, sie neugierig anschaute, aber nichts sagte, kein Angebot machte, tat sie weiter so, als ob sie kein Interesse an ihm hätte. Er hatte aber durchaus Lust, mit dieser Frau zu schlafen und betrachtete voll Verlangen ihren Körper und ihr Gesicht. Es war ein wirklich hübsches Gesicht, das von schulterlangen braunen Haaren umrahmt war. Allerdings war dieses Gesicht für seinen Geschmack zu stark geschminkt, sie hatte Puder aufgetragen, um sich heller zu machen und der viel zu rote Lippenstift bildete einen herben Kontrast. Aber sie strahlte eine große Attraktivität aus und deswegen wanderte sein Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Körper und wieder zurück. Obwohl sie merkte, dass er Interesse an ihr hatte, machte sie keine Anstalten zu einer Kontaktaufnahme, kein „Hallo“, kein „wie geht‘s“. Im Gegenteil, sie war wohl durch sein Anstarren irritiert und versuchte seiner Aufmerksamkeit zu entkommen, indem sie sich demonstrativ von ihm abwendete und einen entfernteren Standort aufsuchte. Das wiederum irritierte ihn, minderte aber seine Lust nicht, sich auf ein nächtliches Abenteuer einzulassen. Er überlegte sich einen Moment lang, nicht weiter es mit dieser Frau zu versuchen, wenn sie nicht wollte, dann gab es ja auch noch andere. Aber diesen Gedanken verwarf er rasch, dann die braune Schönheit war eindeutig die attraktivste und sein Bauch und vor allem sein Schwanz sagten ihm, dass sie nur die und keine andere haben wollten. Wäre er jetzt einfach gegangen, hätte noch ein Bier getrunken und sich dann in sein Bett gelegt, wäre ihm so manche Aufregung, aber auch ein irres Erlebnis erspart geblieben.
Das tat er jedoch nicht. Er wartete stattdessen ein Weilchen, ging dann erneut auf die Frau zu und fragte sie nun direkt nach ihrem Preis, fragte sie, was es kosten würde, sie zu ficken. Eine Frau, die sich in einer solch eindeutigen Situation befand, sollte man doch nach dem Preis fragen dürfen, das erschien ihm nicht verwerflich, denn schließlich war sie ja eine Nutte und stand auf dem Hof, um ihren Körper, wenn nicht schon sich selbst zu verkaufen. Die Frage war eigentlich harmlos, aber die Frau brauste auf und empörte sich, vielleicht hatte sie die Direktheit seiner Frage wütend gemacht oder sie fühlte sich verfolgt und gestört. Sie setzte jedenfalls zu einer Schimpftirade an, von der er nur ein paar Bruchstücke verstand, auch wegen der ihm unbekannten Sprache, aber genügend, um zu kapieren, dass er sie beleidigt hatte und gefälligst in Ruhe lassen solle. Die anderen Frauen fingen an, sich für die beiden zu interessieren. Einige lachten, andere gaben Kommentare ab. Auf einmal war im die Situation, in die er sich begeben hatte, höchst peinlich und um sein Gesicht zu wahren und möglichst rasch ungeschoren zu entkommen, das Feld einfach räumen wollte er immer noch nicht, hielt er ihr eine Hand vor das Gesicht, eine Hand mit fünf gespreizten Fingern, eine deutliche Botschaft, so glaubte er, dass er ihr fünfzig Euro geben wollte. Aber sie verstand das entweder nicht oder wollte sich nicht beruhigen, sie hörte nicht auf zu zetern und so kramte er schließlich einen Fünfzig Euro Schein aus seinem Portemonnaie und hielt ihn nun diesen unter die Nase. Sein Anblick und die konkrete Aussicht, ihn bald zu besitzen, beruhigten sie dann doch, hinzu kamen aufmunternde Aufrufe ihrer Kolleginnen. Schließlich nickte sie zustimmend, wenn, wie ihm schien, auch immer noch sehr widerwillig. Er solle ihr seine Zimmernummer nennen, hochgehen und dort auf sie warten, sie würde über den Hintereingang kommen. Er müsse aber noch zehn drauflegen, für das Personal des Hotels, damit sie keine Schwierigkeiten bekäme. Er nickte und wollte gehen, aber sie sagte, den Zehner müsse er ihr gleich geben, den Rest später, „wenn zusammen“, so ihre Worte. Er steckte den Fünfziger wieder ein und nahm dafür einen Zehner und gab ihn ihr. Dann ging wieder zurück durch den dunklen Gang, vorbei an den etwas enttäuschten Frauen, ging zu dem herrschaftlichen Haupteingang, fuhr mit dem quietschenden Lift hinauf in den fünften Stock, merkte, dass er sich wegen seiner eingesetzten Erregung um ein Stockwerk vertan hatte, fuhr wieder eines hinunter und betrat sein wenig schlichtes Zimmer.

Es dauerte nicht lang und er hörte ein leises Klopfen an der Tür und dann war die braune Schöne auch schon in dem Zimmer. Sie kam ihm jetzt noch schöner und begehrenswerter vor, als auf dem halbdunklen Hof. Sie lächelte ihn nun tatsächlich an und sagte, sie hieße Julia und komme aus Marokko, aber mehr würde sie nicht über sich sagen. Stattdessen wollte sie unverzüglich wissen, was er von ihr erwarte. Für fünfzig sei maximal eine halbe Stunde drin, ohne Stellungswechsel, ohne küssen, das gehe sowieso nicht, ohne oral, und wenn er mehr wolle, müsse er mehr zahlen, und wenn er gar nicht wolle, könne sie ja wieder gehen. Sie wartete seine Antwort aber gar nicht ab, sondern forderte ihn auf, ihr den Fünfziger zu geben, denn die Zeit würde laufen, seit sie das Zimmer betreten habe, eine halbe Stunde, mehr nicht. Sehr routiniert und geschäftstüchtig ist diese Kleine, dachte er, und seine Hoffnung auf eine romantische, erotische Nacht in den Armen dieser exotischen Schönheit würde wohl kaum zustande kommen, stattdessen würde sich ihre Zusammenkunft auf einen rein geschäftlichen Deal reduzierten. Geld für Liebe, das war ohnehin klar, aber es wäre noch schlimmer, er würde für genau definierte Teilabläufe bezahlen, eine reine Dienstleistung, die mit Gefühlen wie Liebe gar nichts mehr zu tun hatte, nur noch Sexarbeit war, mehr nicht. Genauso wenig, wie eine Zigarette in der Werbung ein Stück wirkliche Freiheit darstellte oder ein Schluck Bacardi schon ein wildes Abenteuer mit heißen Frauen versprach. Die routinierten Forderungen der Frau ernüchterte ihn so sehr, dass er einen Moment lang versucht war, sie wieder wegzuschicken. Aber ihr Körper, der wirklich sexy war und vor allem ihre Blicke hindere ihn daran. Denn trotz ihrer kühlen Worte, trotz ihrer immer noch ablehnenden Haltung, schaute sie ihn verführerisch an, verschlang ihn geradezu mit verliebten Blicken und er verwarf diesen Gedanken umgehend. Sie war, dachte er, entweder eine sehr gute Schauspielerin, die auch ihre Gefühle perfekt imitieren konnte oder von irgend einem Zuhälter so konditioniert worden, dass diese scheinbare Hingabe zu ihrem Job gehörte und sie ihr verführerisches Verhalten genauso abspulte, wie das geschäftliche, rein mechanisch und ohne viel nachzudenken. Das ärgerte ihn ein wenig, aber nicht sehr, denn er wollte sich einfach nicht vorstellen, dass sie anders war, als das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.

Er kramte erneut den Fünfziger aus seinem Geldbeutel, gab ihn ihr und sie steckte ihn rasch in ihre rote Handtasche. Damit war das Geschäftliche erledigt und sie könnte nun ihr Standardprogramm abspulen, denn er hatte nicht gesagt, ob er mehr wollte, er wusste selbst nicht genau, was er wirklich wollte, welche Finessen sie ihm bieten konnte. Auch sie fragte nicht noch einmal nach, sondern zog sich erst ihre Strickjacke aus, hob sodann den Saum ihres kurzen Kleides hoch und zog dieses über den Kopf. Sie hatte schwarze Unterwäsche an, die sich sehr vorteilhaft von ihrer braunen Haut abhob. Nun, da sie halbnackt war, stelle sie sich in Positur, streckte ihm ihren wohlgeformten Busen entgegen, wiegte sich in den schmalen Hüften, bewegte ganz wenig, aber deutlich kreisend ihren Unterleib und schaute ihn nach wie vor sehr verführerisch an. Sie gefiel ihm in ihrer halben Nacktheit noch mehr und nun begann sich auch sein Schwanz zu regen und seine Wollust nahm deutlich zu. Sie standen sich ein Weilchen stumm gegenüber, aber dann forderte sie ihn auf, sich seinerseits auszuziehen. Er hätte es zwar lieber gehabt, wenn sie an ihm herumgefummelt hätte, ihm Stück für Stück geholfen hätte, sich seiner Kleidung zu entledigen, mit ein paar erotischen Spielchen gewürzt, solche Vorspiele, mochte er sehr, aber es ging auch so. Er öffnete seine Jacke, zog sie aus, dann das Hemd, dann öffnete er den Gürtel seiner Hose, ließ sie fallen und schlüpfte auch aus seinen Schuhen. Nun stand er völlig nackt vor dieser verführerischen Frau, war ihren Blicken ausgesetzt und es war ihm, um ehrlich zu sein, etwas unangenehm. Er merkte, dass seine Erektion noch sehr zu Wünschen übrig ließ und hatte immer noch das Gefühl, dass sie nicht so recht wollte, denn sie verharrte weiter in ihrer provozierenden Pose, machte aber keine Anstalten, auf ihn zuzukommen, ihn anzufassen, mit dem Vorspiel zu beginnen, ihn vollends aufzugeilen, jetzt, da es kaum noch etwas Trennendes mehr gab, abgesehen von ihrer Unterwäsche. Er wünschte sich mehr denn je, dass sie sich küssen würden, er wusste, dass ihn das sicher erregte, dafür hätte er ihr sogar noch mehr Geld gegeben, aber das hatte sie ja ausgeschlossen und er wollte auch nicht mehr nachverhandeln. Sie könnte wenigstens zu ihm kommen, an ihm herumfummeln, ihn erregen, aber es geschah nichts, sie blieb stehen, ging auch nicht zum Bett, um sich hinzulegen und so anzudeuten, dass der Sex beginnen könne. Er würde bei diesem verdammten Weib wohl alles selber machen müssen, dachte er ernüchtert und machte endlich einen Schritt in ihre Richtung, um sie zu umarmen, um seinen Körper an den ihren zu schmiegen und so wenigstens einen Hauch von Romantik zu spüren.

Beim zweiten Schritt geschah das Unerwartete. Die Frau wich zurück, fuhr sich mit einer Hand in das Gesicht, verschmierte Lippenstift und Make-up, zerriss mit der anderen einen Träger ihres BHs. Die Folge war, dass eine ihrer Brüste aus dem Körbchen fiel und diese Brust wies deutliche, blaue Flecken auf. Dann griff sie nach dem Slip und zerriss diesen ebenfalls und auch auf ihrem Bauch gab es offensichtliche Spuren von Gewalt, Druckstellen, Kratzer. Während sie das tat, fing sie an zu schreien, nicht zu laut, nicht zu leise. Er verstand ihre Worte wieder nicht, aber es war eindeutig, sie schrie um Hilfe. Und diese Hilfe war auch umgehend zur Stelle. Die Tür wurde aufgerissen, ein Mann stürzte in das Zimmer und fing sofort an Bilder mit seinem Handy zu machen. Bilder erst von ihm, dem nackten, erschrockenen, entsetzten Mann, dann von der nun auch weitgehend nackten Frau, die ihre Blößen mit den Händen zu verdecken suchte. Während der Eindringling stumm fotografierte, fuhr sie fort hektisch zu reden und deutete mit ausgestreckter Hand auf den Nackten. Der war immer noch perplex, hatte aber sofort kapiert, dass er in eine verdammte Falle getappt war. Der Eindringling, ein mickriger, untersetzter, nichtssagender Mann in einem billigen, grauen Anzug, brachte die Frau mit einer Handbewegung zum Schweigen dann kam er ohne lange Vorrede zur Sache. Er wisse doch, in welch beschissener Situation er sei. Er habe soeben diese junge Frau vergewaltigt, das habe sie nicht nur gesagt, das habe er selbst gesehen. Beim Betreten des Zimmers habe er gesehen, wie er sie von hinten gevögelt habe, das sei eindeutig gewesen und ein klarer Beweis. Während er redete machte er weitere Bilder von der Frau, die bereitwillig all die Stellen ihres Körpers präsentierte, die misshandelt worden waren, das Gesicht, die Brüste, die nun beide frei waren und Flecken aufwiesen, genau wie der untere Teil des Bauchs und zwischen ihren Oberschenkeln sah man sogar eine verschmierte, rote Spur. Vergewaltigung sei ein Verbrechen, fuhr der Mann fort, und er würde jetzt die Polizei anrufen und die würde ihn einlochen und er bekäme fünf Jahre Haft, mindestens. Er habe noch mehr Beweise, betonte er, er selbst sei Zeuge, ein sehr guter Zeuge, denn er sei der Hausdetektiv. Bei diesen Worten holte er aus der Brusttasche seiner reichlich schäbigen Jacke eine Plastikkarte und schwenkte sie so heftig, dass man nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Er sei also von Amts wegen besonders glaubhaft und er habe zudem die Aufnahmen in seinem Handy, die ganz klar zeigten, dass diese junge Frau vergewaltigt und misshandelt worden war, sie sei voller blauer Flecken und er solle nur hinschauen, dann könne er es selbst sehen. Es sei eine unschuldige, junge Frau, die er zu diesem Zweck, zum Zweck der Vergewaltigung in sein Zimmer gelockt und dann missbraucht habe. Er wolle doch nicht leugnen, dass er sie in dem Lokal, in dem er gegessen hatte, angesprochen und dann mitgenommen habe. Auch dafür gäbe es Zeugen und auch der Portier des Hotels würde bestätigen, dass sie beide vor einer halben Stunde das Hotel betreten hatten und er den Aufpreis für ein Doppelzimmer bar bezahlt habe, das könne man jederzeit nachprüfen. Das alles seien unwiderlegbare Fakten, die alle gegen ihn sprächen. Ob er jetzt etwas sagen wolle, er habe jetzt die einmalige Gelegenheit, wenn nicht, würde er den Notruf zur Polizei absetzen. Bei diesen Worten schwebten seine Finger schon über der Tastatur seines Handys.
Das alles war so schnell abgelaufen und so perfekt inszeniert, dass der Beschuldigte erst eine Weile brauchte, um klare Gedanken zu fassen und sich seiner Lage bewusst zu sein. Die war mehr als beschissen und es fiel ihm zunächst nichts ein, was er tun konnte. Die Polizei würde ihm nicht glauben, sie würde ihn festnehmen und in eine Zelle sperren. Nicht nur der Flug am nächsten Tag, seine ganze Reise wäre damit erledigt, das schon bezahlte Geld futsch und sollte es zu einer Verhandlung kommen, hätte er äußerst schlechte Karten. Aber dann war der erste Schock überwunden und er fing wieder an, klar zu denken. Als Erstes fragte er sich, ob der Typ überhaupt die Polizei einschalten oder ihn nur erpressen wollte. Falls dem so war, könnte er ja darauf eingehen und dann seinerseits die Polizei einschalten. Aber auch das wäre das Ende seiner Reise, denn der Flug war schon am Vormittag und es blieb ihm keine Zeit für ein juristisches Gerangel. Der Detektiv, so er denn einer war, hatte ihn bei seinen Anschuldigen ziemlich unsicher angeschaut und während er jetzt auf eine Antwort wartete, schaute er immer wieder nervös zu der Frau, die sich mittlerweile auf einen Stuhl gesetzt hatte und ein wenig theatralisch schniefte und ein paar Tränen aus den Augen drückte. Dann endlich, nach einer Weile der Sprachlosigkeit, begann er zu reden. Gut, sagte er, ihr habt mich reingelegt und ich werde wohl tun müssen, was ihr wollt, damit das Spielchen hier rasch beendet wird. Was wollt ihr von mir? Ich nehme an Geld, ich gebe euch was, aber dann haut ab und lasst mich in Ruhe. Aber der Detektiv ging darauf nicht ein, wollte wohl noch mehr Angst verbreiten, um sicher kassieren zu können, jedenfalls wollte er sich nicht so einfach abspeisen lassen. Das sei Unsinn, erwiderte er, er sei der Hausdetektiv und er könne das beweisen, er habe einen Ausweis und wenn er versuche, ihn zu bestechen, käme zu der Vergewaltigung auch noch Bestechung hinzu, auch das sei ein Verbrechen und in diesem Land strafbar. Er sei eine ehrenhafte Person und müsse sich solche Anschuldigungen nicht gefallen lassen und er könne ihn sogar noch wegen Beleidigung verklagen. Doch diese Worte des Detektivs irritierten den Nackten nicht, er wusste, dass sie mitten in einer Pokerpartie waren und da hatte jeder erst einmal seine Vorgaben machen müssen. Nun war er wieder am Zug. Er sei Ausländer und genieße Immunität und die Botschaft habe sehr gute Rechtsanwälte, deswegen habe er keine Angst vor der Polizei, zumal er ja völlig unschuldig sei. Ärger würde aber jeder bekommen, der unerlaubt in sein Zimmer eindringe und noch mehr Ärger, wenn er auch noch unerlaubt Fotos von ihm machen würde und das in einem höchst prekären Zustand. Das seien zwei Verbrechen gegen die Menschenwürde und dafür gäbe es auch hohe Strafen, auch hier, in diesem Land. Außerdem seien die angeblichen Beweise, diese Fotos, vor Gericht nicht gültig, weil sie illegal und mit Gewalt aufgenommen worden waren. Und schlussendlich glaube er nicht, dass er ein Hausdetektiv sei, diesen Beruf gäbe es schon lange nicht mehr und somit käme auch noch Amtsanmaßung hinzu, auch das sei strafbar. Dann setzte er noch eins drauf und sagte, er sei Rechtsanwalt und kenne sich mit solchen Dingen sehr gut aus und er könne sicher sein, dass er alle Hebel in Bewegung setzen würde, damit er, der falsche Detektiv und seine famose Nutte, nicht ungeschoren davon kämen, dass könnten beide ihm hundertprozentig glauben. Das war keine schlechte Antwort auf die Vorgabe des Detektivs, glaubte er, und der Bluff bewirkte tatsächlich, dass der so beschuldigte nachdenklich wurde.

Man könne sich ja einigen, es sei ja noch nicht zu spät, sagte er zögerlich, dann wechselte er ein paar Worte mit der Frau, vermutlich sprachen sie arabisch und er kam wohl ebenfalls aus dem Maghreb. Sie hörte zu, hörte abrupt auf zu schniefen und schüttelte dann den Kopf, lächelte sogar ein bisschen. Die Dame, wandte der falsche Detektiv sich wieder an den Nackten, der sich über das Wort Dame amüsierte, sei einverstanden und bereit den Vorwurf der Vergewaltigung zurückzuziehen, da dieses Verbrechen wohl erst begonnen, aber noch nicht vollendet worden war, er selbst habe sich vielleicht getäuscht. Aber sie müsse darauf bestehen, ein Schmerzensgeld zu erhalten, um das Leid, das er ihr auf jeden Fall zugefügt hatte, zu vergessen. Das habe sie doch schon erhalten, war seine Antwort, sie habe sechzig Euro eingestrichen, ohne dafür etwas geliefert zu haben, das sei Betrug. Außerdem, fuhr er fort, so viel er wisse, sei Prostitution in diesem Land verboten und bei einer Anzeige würde sie mächtig viel Probleme bekommen. Vielleicht ist sie sogar illegal im Land und könnte dann ausgewiesen werden, das sei das bisschen Schmerzensgeld doch nicht Wert. Und wenn man hier schon von Schmerzensgeld redet, das stünde allenfalls ihm zu, er habe einen Anspruch auf Einhaltung des Vertrags. Als diese Frau, er deute auf die Sitzende, die aufmerksam zuhörte, mit auf das Zimmer gekommen sei, habe sie mit ihm stillschweigend einen Vertrag abgeschlossen und den habe sie gebrochen. Er sei schließlich Anwalt und wisse diese Dinge genau. Er bestehe darauf, dass sie den Vertrag einhalte und sich jetzt vögeln ließe, jetzt gleich, wie vereinbart. Das war zu viel für die beiden. Die Frau fing wieder an auf den Detektiv einzureden und der, durch das forsche Vorgehen unsicher geworden, gab schließlich sein Spiel auf. Er steckte sein Handy in die Jackentasche und es war, als hätte er eine Pistole weggesteckt und auf einmal war die unmittelbare Bedrohung auch nicht mehr da und die Atmosphäre fast schon ganz entspannt.

Die beiden Männer setzten sich auf das Bett, die Frau, nach einer Klarstellung wieder ganz entspannt und friedlich, blieb auf ihrem Stuhl sitzen und begann mit Papiertaschentüchern ihre „Verletzungen“ abzuwischen. Ihr Kumpan erklärte nun lang und breit, dass er im Hotel arbeiten würde, aber als Aushilfe, als Mädchen für alles und das bei einem Hungerlohn. Um zu überleben, er müsse dieses Wort verwenden, würde er mit einigen Frauen, so auch mit Julia, ab und zu ein solches Spektakel inszenieren. Sie würden so ihr klägliches Einkommen ein wenig aufbessern, denn alle Frauen im Hof, auch die toll aussehende Julia, seien arm dran. Die ertappten Freier seien meistens so erschrocken und verängstigt, dass sie schnell mal einen Hunderter lockermachen würden, um rasch und ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Das Geld würde er sich dann mit dem Mädchen teilen. Aber ihm müsse er ein Kompliment machen, er sei ein harter Hund, er habe ihn durchschaut und überrumpelt, statt umgekehrt. Aber das würde er ihm jetzt nicht weiter übel nehmen, diese Spielchen könnten ja nicht immer gut ausgehen. Jetzt sollten alle drei vergessen, was passiert ist. Jetzt seien sie doch Freunde und er könne sich in sein Bett legen und in Ruhe schlafen. Doch der so Gelobte wollte gar nicht schlafen, er wollte das bekommen, was ihm zustand, wofür er schließlich schon bezahlt habe. Darauf müsse er bestehen, sonst würde er trotz aller Freundschaft eine Anzeige wegen illegaler Prostitution aufgeben. Wieder wechselten der Detektiv und die Hure ein paar Worte, erst nickte sie, dann nickte er und verkündete mit großer Geste, es sei ok, er habe recht und da sie nun wirklich Freunde seien, habe er Julia angewiesen, ihr Bestes zu geben und sie sei dazu auch bereit. Allerdings, er zögerte einen Moment, könne er ihr eine große Freude machen, obwohl sie ihn hereinlegen wollte. Es sei, im Vertrauen gesagt, seine Stimme wurde ganz leise, ihre Idee gewesen, ihn ein bisschen zu melken, er könne ihr trotzdem eine Freude machen und ihre, nun ja, Bereitschaft noch deutlich erhöhen, wenn er doch noch etwas drauflegen würde, damit sie sich Ersatz für die zerrissene Unterwäsche beschaffen könne, das würde er doch sicher verstehen. Er verstand und versprach Julia einen Zwanziger zu geben, wenn sie fertig seien. Auch sie verstand und schaute ihn nun wieder höchst verliebt an. Für den Detektiv war es Zeit zu verschwinden, er verabschiedete sich mit Handschlag und dann war er mit Julia allein.

Julia erklärte als Erstes wortreich, dass sie von diesem miesen kleinen Affen gezwungen worden war, dass sie ihn auf keinen Fall habe hereinlegen wollen, er habe ihr gleich gefallen. Deswegen sei sie so zurückhaltend gewesen, habe ihn abgelehnt, weil sie gern gehabt habe. Aber ihr würde auch Geld fehlen, sie müsse schließlich etwas für ihr Aussehen tun und auch die Kleider seien teuer. Deswegen habe sie sich dann doch anders entschieden und das tue ihr unendlich leid und das müsse er glauben und nun würde sie alles Gut machen und ihm wirklich ihr Bestes geben, ganz sicher, aber erst müsse sie sich duschen und die Schminke entfernen und ihr Make-up richten. Weil sie so erleichtert war, dass diese Erpressung gut ausgegangen war, küsste sie ihn völlig freiwillig, als sie aus dem Bad zurückkam. Und allein ihre Küsse waren die ganze Aufregung Wert. Ganz zu schweigen von dem Sex, den sie anschließend miteinander hatten. Es gab noch etwas Unerwartetes, denn Julia fragte ihn, ob sie die Nacht in seinem warmen Bett verbringen dürfe. Natürlich hatte er keine Einwände und so blieb sie bei ihm und wärmte sich an seinem Leib und genoss diese Frau mit jedem Atemzug. Am frühen Morgen, bevor er aufstehen musste, um sein Flugzeug zu erreichen, liebten sie sich noch einmal, diesmal gratis, wie Julia ihm versicherte. Sie sagte aber auch, dass er ein ganz toller Mann sei und dass sie ewig an ihn denken würde. Er war sehr gerührt, sagte, dass er das auch tun würde, ewig an sie denken und im Überschwang seiner Gefühle gab er ihr doch noch ein ordentliches Trinkgeld, das die zerrissene Unterwäsche, die gemeinsame Nacht und die Morgenliebe mehr als wett machte. Für seine Großzügigkeit bekam er einen wirklich langen, heißen und höchst emotionalen Abschiedskuss und beide schieden in schierer Eintracht.

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