Grenzenlose Nähe

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Grenzenlose Nähe

Grenzenlose Nähe

Chloé d'Aubigné

Nach einer Weile nahm neben uns eine Frau Platz. Ich hatte sie erst gar nicht bemerkt, so sehr war ich auf meinen Mann fokussiert gewesen. Erst als sie den Barkeeper zu sich rief und nach der Getränkekarte fragte, sah ich sie. Sie war allein – doch dies war nicht, was mir auffiel. Es war ihre allgemeine Erscheinung – sie war einfach unglaublich schön. Da war ihr Haar, das seidig über ihre Schultern fiel und im Schein der Laternen glänzte. Ihre Haut, die zart gebräunt war und so makellos wirkte. Und ihre Stimme. Es waren nur ganz wenige Worte und doch. Sie war so ruhig, so selbstsicher. Ich war von ihr verzaubert – und gleichzeitig über mich selbst überrascht.
Ja, ich konnte nicht anders, als sie noch etwas genauer zu mustern. Ihre schlanken Finger, die das Glas umfassten, die Art, wie sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte, als sie lachte. Das zarte goldene Kettchen, das sie um den Hals trug. Und an dessen Stelle ich gerne mit meinen Lippen gewesen wäre, ganz, ganz nahe bei ihr. An ihrem Hals, fast schon am Ansatz ihrer Brust.
Mein Mann hatte wohl bemerkt, was in mir vorging, denn er sah mich mit einem Lächeln an. Ich fühlte mich ertappt, aber nicht beschämt. Ob es am Alkohol oder an der Urlaubsstimmung lag, kann ich nicht sagen. Aber in diesem Moment fühlte ich, dass dies die Nacht werden könnte, in welcher wir eine unserer Fantasien wahrwerden lassen würden. Ja, wir hatten schon so oft darüber gesprochen, wie reizvoll es wäre, noch eine andere Frau in unser Bett zu holen. Doch wir hatten nie Schritte gesetzt, diese Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen. Wahrscheinlich, weil wir beide nicht wollten, dass dies eine erzwungene Suche werden würden. Wahrscheinlich, weil wir beide geahnt hatten, dass sich die Gelegenheit einmal einfach ergeben würde. Und in diesem Augenblick, in dieser Nacht, da schien es möglich. Da schien alles möglich.
Ich drehte mich zu der Frau, die neben uns saß, und lächelte sie an. Sie erwiderte mein Lächeln, ein wenig zögerlich, beinahe scheu, aber dennoch spürte ich, wie zwischen uns eine leise, knisternde Spannung entstand. „Bist Du erst heute angekommen?“, fragte ich, und sie nickte, erzählte von ihrem Flug, von der Hitze, die ihr noch in den Gliedern steckte. Ihre Stimme war weich, und ich merkte, dass sie mich musterte, vielleicht ein wenig überrascht über meine Offenheit, jedoch eindeutig nicht abgeneigt.

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Mit Verlaub …

schreibt rockroehre

… was soll das? Erst passiert nichts spannendes, Dann könnte was passieren — aber alles bleibt unspannend. Ohne jeden Aufbau. Dann der potentiale Höhepunkt der Geschichte: verschämt verschwiegen. Feigenblatt drauf — hier gibt es nichts zu sehen (alias: weiter reicht meine prüde Imagination nicht). Eine Geschichte ohne jede Pointe und blank irgend einer guten Idee.

Gedichte auf den Leib geschrieben