“ Kuno nahm die Hand, die ihm das Mädchen entgegenstreckte. Sie fühlte sich warm an, was Kuno als sehr angenehm empfand. Greta Schaumberg schaute die Welt aus lustigen, rehbraunen Augen. Kuno sah aber auch eine feine Melancholie, die das Mädchen zu verbergen suchte. Greta schien nicht erpicht zu sein, diese Reise nach Hamburg anzutreten. Kuno spürte, dass er gut aufpassen musste. Die Kleine war mit allen Wassern gewaschen.
Am nächsten Morgen ging es in aller Herrgottsfrühe los. Kuno sattelte sein Pferd höchstpersönlich, während Greta in der Kutsche ihres Vaters Platz nahm. Karl hieß der junge Mann, der auf dem Bock saß. Er ließ die Peitsche schnalzen, als ihm Kuno das Kommando zur Abfahrt erteilte. Greta sah nachdenklich aus dem Fenster, während Kuno seinem Rappen die Sporen gab. Es war ein frischer Septembermorgen. Nebel stieg über den Feldern auf, was auf den nahenden Herbst hindeutete. Kuno fühlte sich leidlich gewappnet. Er gehörte zu den erfahrenen Kämpfern, wusste aber auch, dass es schwierig sein würde, einen Überfall abzuwehren. Außer Gretas Gepäck befanden sich keine größeren Wertsachen in der Kutsche. Die Mitgift sollte später nach Hamburg gebracht werden, wozu Herr Schaumberg einen Begleitkonvoi mit auf den Weg schicken wollte. Kuno war dennoch in Alarmbereitschaft. Etwaige Räuber ahnten ja nicht, dass es hier nur wenig zu holen gab. Kunos Bedenken entpuppten sich jedoch bald als unbegründet. Die Reise verlief ruhig und ohne gröbere Vorkommnisse, bis zu jener Nacht kurz vor der Hansestadt. Kuno wurde wach, weil er verdächtige Laute vernahm. Er glaubte ein Stöhnen zu hören, das aus einer weiblichen Kehle stammte. Kuno war sofort hellwach, was er seinen geschulten Instinkten verdankte. Er griff sein Schwert, um die vermeintlichen Angreifer in die Flucht zu schlagen. Zuerst schaute er aber nach seinem Schützling. Er öffnete die Türe der Kutsche. Es war niemand zu sehen!
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