Gretas Unschuld

8 9-15 Minuten 0 Kommentare
Gretas Unschuld

Gretas Unschuld

Andreas

Der Reiter gab seinem Pferd die Sporen. Kuno von Grafenfels wollte nach Worms, wo ihn wichtige Geschäfte erwarteten. Einer der Pfeffersäcke, wie Kuno die reichen Geschäftsleute verächtlich nannte, hatte einen Auftrag für den Ritter. Kuno sollte dessen Tochter nach Hamburg bringen, wo sie in eine wohlhabende Patrizierfamilie einheiraten sollte. Greta war ein bildhübsches, braungelocktes Mädchen, dem die Lebenslust aus den Augen blitzte. Ihr Vater sorgte sich um ihre Unschuld, wozu er guten Grund hatte. Ein letztes Eingreifen auf einem Heuboden gab den Ausschlag, dass Kuno von Grafenfels verpflichtet wurde. Der Kämpe sollte die Jungfräulichkeit der 18jährigen sichern, bis sie im Bette des reichen Stoffhändlers Ploggstedt landete. Gretas Unschuld war ein hohes Gut, das sich ihr Vater einiges an Goldmünzen kosten ließ. Das willensstarke Mädchen gab indes nicht so viel auf Papas Verbote. Sie räkelte sich nur zu gerne im Stroh, um die Liebkosungen ihrer schmachtenden Verehrer genießen zu können. Es gab etliche davon, wie der Papa stöhnend feststellte. Die Zahl ihrer Galane reichte vom Bauernjungen bis zum Sohn des Stadtvogtes. Die beste Partie bot jedoch der alte Ploggstedt. Gretas Vater wartete aufgeregt. Wann kam denn der Ritter? Gretas Papa war erst wohl, wenn er sein Mädel auf dem Weg in die Hansestadt wusste. Nicht dass noch so ein Saukerl ihre Unschuld raubte! Kuno galoppierte durch das Stadttor hindurch. Er war spät dran, was Gretas Vater in Unruhe versetzte. Der alte Herr spürte eine große Erleichterung, als er Kuno erblickte. Ein Knecht nahm das Pferd in Empfang, um es abzutrocknen und ihm einen verdienten Leckerbissen zu geben. Kuno folgte seinem Auftraggeber ins Innere seines Hauses. Harald Schaumberg bat den Ritter an seinen Tisch, wo er mit Wein und Schinken verköstigt wurde. Nachdem Kuno den ärgsten Durst besiegt hatte, erläuterte ihm Herr Schaumberg den Auftrag. Kuno hörte gespannt zu, was ihm der stark ergraute Mann mitzuteilen hatte. „Werter Ritter von Grafenfels! Ihr müsst meine jüngste Tochter Greta nach Hamburg bringen. Dort erwartet sie ihr Zukünftiger, dessen Familie zu den wohlhabendsten der ganzen Stadt gehört. Greta mag man einen Wildfang nennen, auf den ihr gut aufpassen müsst! Sie hat das Temperament ihrer Mutter geerbt, Gott hab sie selig. Greta versteht es, mit ihren Reizen zu buhlen. Wobei sie ein liebes Mädchen ist, dem aber eine strenge Hand fehlt.“

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7124

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben