„Und dieser Brief gehört auch zu diesen Wundern?“ Mein Tonfall bei dem Wort ‚Wunder‘ gab ihm zu verstehen, was ich von seinem Geständnis hielt: Abwegig wie sein ganzes Verhalten!
Er wirkte plötzlich verschlossen, verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich enttäuscht zurück. „Ich denke, wir sprechen ein andermal weiter“, meinte er, warf mir eine Visitenkarte zu und ließ mich grußlos allein zurück.
‚Anton‘ las ich laut vor, seinen Nachnamen murmelte ich nur noch leise vor mich hin. Er betrieb ein Import/Export-Geschäft für Stoffe am Rande unserer Stadt - und er wollte mit mir ein andermal weitersprechen. Ich jedenfalls würde mich bei diesem Psychopathen nicht melden!
Auch wenn ich eine gewisse Neugier verspürte, seine Frau kennen zu lernen, ihr Anruf überraschte mich dennoch. „Ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig. Ich weiß nicht, was Ihnen Toni über ... also über uns beide erzählt hat.“ Sie machte eine Pause. „Aber ich kann Ihnen alles erklären.“
„Was wollen Sie mir erklären?“
„Na ja, diesen Brief, den er Ihnen gezeigt hat.“ Sie hüstelte verlegen. „Aber nicht hier am Telefon. Am besten wir treffen uns. Sie sollten alles wissen, bevor diese Geschichte eine unerwünschte Eigendynamik entwickelt.“
Das war ganz in meinem Sinne. „Sie werden mich am grünen Kleid erkennen, so wie es im Brief geschrieben steht.“ - Ohne Umstände sagte ich sofort zu.
Wir hatten uns für den nächsten Tag in einem Café der Innenstadt verabredet. Vergeblich hielt ich Ausschau nach einer Frau in einem hautengen grünen Kleid mit tiefem Rückenausschnitt. Nirgendwo entdeckte ich sie.
Umso erstaunter war ich, als plötzlich eine Frau vor mir stand, die mich mit einem leisen ‚Hallo, da bin ich!‘ begrüßte. „Ich habe Sie sofort erkannt, wie Sie umherblickten und sich dauernd umschauten.“
Sie blieb einfach vor mir stehen, als wollte sie mir Gelegenheit geben, sie näher in Augenschein zu nehmen.
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