Der Hahnrei

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Der Hahnrei

Der Hahnrei

Wulff Triebsch

„Es ist mir zwar peinlich, mich ausgerechnet mit Ihnen darüber zu unterhalten. Aber jetzt, wo Sie sozusagen mit von der Partie sind und auch Toni kennen gelernt haben, können wir offen darüber sprechen.“ Ich schaute sie erwartungsvoll an.
„Körperlich hat Toni keine Probleme; aber bei Frauen ... Sie verstehen, was ich meine, da hat es lange Zeit halt nicht so geklappt, bis ...“
„... bis ein Spezialist eine rettende Idee hatte.“ Ich tat so, als wüsste ich, um welche es sich handelte.
„Ja, das wissen Sie also auch schon.“ Sie legte ihre Hände auf meine; ich glaubte sogar zu spüren, dass ihre Finger mit meinem Daumen spielten. Als sie meinen Blick darauf bemerkte, zog sie ihre Hände zurück, schaute zu einem Mann am Nachbartisch, der neugierig zu uns herüberblickte.
„Es ist wohl besser, wenn wir uns einen anderen Ort für unser Gespräch suchen.“ Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die andere Straßenseite hinüber zum Stadtpark. „Dort drüben sind wir sicher ungestörter.“ Sie erhob sich, legte ein paar Münzen auf den Tisch und wartete, bis wir gemeinsam die Straße überqueren konnten.

Die Dämmerung des nahenden Abends machte sich hier im Park deutlicher bemerkbar als im Café. Nur wenige Leute eilten über die dunklen Parkwege; ein Paar auf einer Bank war nur schemenhaft zu erkennen. Der Weg vor uns schien sich in der Dunkelheit zwischen Sträuchern und Büschen aufzulösen. Die ersten Laternen gingen an. Erst jetzt erkannte ich, dass der Weg vor uns aus dem Park hinausführte. Wir blieben einfach stehen, genau unter einer Laterne, deren schummriges Licht unsere Umgebung nur dürftig aufhellte.
Sie stellte sich vor mich hin und blickte mich an. „Wissen Sie, wen die Amerikaner einen ‚cuckold‘ nennen?“, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
„Einen betrogenen Ehemann. Aber da gibt es eine Variante.

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