Hand in Hand

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Hand in Hand

Hand in Hand

Paul Magallas

Wir bogen auf die vierspurige Straße durch die Stadt ein. Meine Partnerin wechselte auf die linke Spur. Gemächlich ging es voran. Die Rotphasen an der Ampel waren gefühlt deutlich länger als die Grünphasen. Auf der Spur rechts von uns fuhr ein weißes Fahrzeug, am Steuer eine Frau, die das Fenster heruntergekurbelt hatte. Sie streckte ihren Arm in voller Länge heraus. ‚Die hat Nerven. Das ist doch riskant‘, dachte ich. Ich wurde neugierig und betrachtete sie näher. Freche kurze Haare, so Mitte zwanzig. Sie hatte einen tollen Körper, soweit ich das erkennen konnte. Sie schien sich zu Musik zu bewegen. Auch der Arm bewegte sich im Takt auf einen imaginären Rhythmus. Da hatte ich eine Idee.
„Fahr mal etwas näher an den Wagen da!“, sagte ich nach links. Etwas verdutzt folgte die Fahrerin meiner Bitte. Ich ließ mein Fenster herunter und griff blitzschnell nach der Hand am ausgestreckten Arm neben mir. Nun war es an der unbekannten Fahrerin, überrascht zu schauen. Schnell wechselte sie zu einem schelmischen Grinsen. Dann ließ sie los und fuhr etwas schneller auf ihrer Spur voran.
„Schließ mal auf!“
„Was soll das eigentlich werden?“, kam eine hörbar skeptische Frage von der Seite.
„Keine Ahnung. Wir können's ja rausfinden!“ Mehrmals wiederholten wir das Hand-in-Hand-Spiel. Nachdem sie jedes Mal losgelassen hatte, setzte sich die Fahrerin nach vorn ab.  Als für uns beide erkennbar war, dass es nach der Ampel vor uns wohl nicht so weitergehen konnte, winkte mir die unbekannte Schönheit zu. War das ein Abschied oder eher eine Aufforderung, dranzubleiben? Sie gab wieder Gas und im Begriff, zu entwischen.
„Bleib an ihr dran!“ Obwohl noch nicht überzeugt von dieser Aktion, ließ sich Susanne zur Linken darauf ein. Es entwickelte sich – natürlich bei korrekter Geschwindigkeit innerorts – eine Art Verfolgungsjagd durch die Stadt. Das weiße Auto gab Richtung und Tempo vor und wir hefteten uns an seine Rücklichter. Mal trennte uns der Wechsel von Grün auf Rot. Dann wartete die Unbekannte, bis wir wieder auftauchten, und das Spiel ging weiter. Inzwischen waren wir am Rande der Stadt.

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