Er war froh, dass er sich nicht einfach an den Straßenrand gestellt hatte. Gute Erziehung zahlte sich manchmal doch aus. Die Männer redeten laut, gestikulierten, schimpften, manchmal schrien sie sich an. Sie redeten über Fußball, das war nicht zu überhören, über was auch sonst in dieser Nacht. Sie waren ganz offensichtlich nicht nur betrunken, sondern auch unterschiedlicher Ansicht über das Ergebnis des Finales. Boca hätte gewinnen müssen, lag wohl bis kurz vor Schluss in Führung, aber am Ende hatte doch Riverplate gewonnen, nur wegen der Millionen Pesos, hörte er einen der Männer schreien. Er war mit seinem Geschäft fertig, wollte wieder auf die Straße und langsam in gebührendem Abstand hinter der Gruppe hergehen, da kam ihm die Schnapsidee, die immer noch heftig gestikulierenden Männer, die jetzt stehen geblieben waren, zu fotografieren. Die Nacht war ja nicht richtig dunkel, seine Kamera hervorragend geeignet und die Gruppe hob sich gegen die hellere Straße deutlich ab. Er schaute auf den Monitor, drückte ab und drückte noch einmal ab, kontrollierte die Bilder und schaute dann wieder zu der Gruppe, deren Verhalten sich deutlich verändert hatte. Sie diskutierten nicht mehr, schrien nicht mehr und auch das wilde, unkontrollierte Gestikulieren hatten sie eingestellt. Sie hatten sich stattdessen aufgestellt, drei gegen einen, der fünfte Mann war verschwunden und fingen an, Schläge auszutauschen, mit den Fäusten aufeinander einzuschlagen. Vermutlich hatte der Einzelkämpfer eine abweichende Meinung und wurde deshalb von den anderen drei bedrängt. Aber er war offensichtlich der Stärkste und der Schnellste. Er wehrte sich erfolgreich und hielt seine Angreifer auf Distanz. Der fünfte Mann war vielleicht auch seiner Meinung, hatte aber vermutlich Angst und blieb verschwunden. Der Beobachter zögerte, ein weiteres Mal abzudrücken, es wurde ihm leicht mulmig, als er sah, wie brutal die Schläge geworden waren.
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