Aber dann schaltete er die Kamera auf Video um und hielt sie möglichst ruhig auf die Kämpfenden gerichtet. Der Bedrängte bekam einige heftige Schläge ab, blieb aber stehen und kämpfte tapfer weiter. Sollte er eingreifen und ihm helfen? Er konnte doch solch einen Streit nicht schlichten. Er hätte sich ja nicht einmal verständlich machen können und außerdem, was ging ihn der Streit von ein paar Besoffenen an. Die Polizei konnte er auch nicht rufen, er hat sein Handy nicht dabei. Sollte er zum Pub gehen und dort von der Schlägerei berichten? Höchstwahrscheinlich würde man ihn nur auslachen und sagen, dass an solchen Tagen Schlägereien wegen Fußball an der Tagesordnung seien.
Er hatte sich, halb unbewusst, aber jedenfalls aus einem Sicherheitsinstinkt heraus, an eine dunkle Hauswand gedrückt. Er wollte unbedingt vermeiden, dass ihn die Männer entdeckten und bemerkten, dass er sie fotografierte. Vielleicht hätten sie ihn in ihren Streit einbezogen. Vielleicht hätten sie ihm die Kamera, dies teure Gerät, abgenommen oder kaputtgemacht. Aber die Fünf dachten gar nicht daran, nach einem Unbekannten Ausschau zu halten, denn die Situation hatte sich erneut verändert. Der fünfte Mann war wieder aufgetaucht. Er kam angelaufen und hielt einen Stock in der Hand, vielleicht eine Gartenlatte, was auch immer. Er schlich sich von hinten an den Einzelkämpfer heran und schlug mit dem Stock auf ihn ein, erst gezielt auf die Beine, dann auf den Rücken und schließlich auf den Kopf. Er schlug mehrfach und heftig. Das Opfer ging schon bei den ersten Schlägen zu Boden, die drei anderen hörten mit Boxen auf, der Lattenmann schlug noch ein paarmal zu und trat auch mit seinem Fuß heftig gegen den Körper, der mitten auf der Straße lag. Die Prügelei hatte aufgehört, für ein paar Sekunden sagte keiner ein Wort und diese Stille war bedrückender, als der vorausgegangene Lärm.
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