„Bravo. Schöne Vorstellung!“ sagte er und schien kein bisschen sauer zu sein. Seine Frau erschrak, als hätte sie einen Geist gesehen, mir war ziemlich unbehaglich in meiner Haut.
„Schau mal Henny, ein Video“ sagte er zu seiner Frau und klappte ein Tablet auf. Die letzten Sekunden unseres Beisammenseins waren zusehen. Auch der Ton war exzellent.
„Ich komme gleich“ hörte ich meine eigene Stimme. „Spritz ruhig rein, alles ok“ war Henriettes Antwort.
„Weißt du, der Techniker, der letztens hier war, hat nicht die Heizung gewartet. Er hat paar Kameras und Mikrofone platziert. Dir ist klar, dass ich die Scheidung einreiche und mir das Video gute Dienste liefert.“
„Du Schwein“ fauchte Frau Poschmann und verschwand.
Als wir alleine waren, sagte Poschmann: „Danke Robert.“
Dann reichte er mir einen Umschlag mit 15.000,- EURO. Ich kam mir schäbig vor. Ich war kein Unternehmer. Ich hatte keine Firma verkauft. Ich war ein arbeitsloser Buchhalter. Poschmann und ich sind zusammen zur Schule gegangen. Vor drei Monaten war Klassentreffen. 30jähriges Jubiläum des Abiturjahrgangs 1988. Er hat mich angesprochen, ob ich nicht seine Frau vögeln wollte. Er hatte ein Bild von ihr dabei. Dass er mich dabei filmen würde, davon war nicht die Rede. Und dass er mich missbrauchen würde, im Rahmen einer Scheidung sein Geld zu retten, hat er auch dezent verschwiegen. Ich kam mir wie ein Arschloch vor. Ich nahm das Geld und stieg in den geliehenen Jaguar.
Ich wollte gerade auf die Autobahn auffahren, da entschied ich mich anders. Ich drehte und fuhr in die feine Wohngegend zurück. Ich parkte mein Auto in einer Seitenstraße und wartete. Fast vier Stunden. Dann sah ich Henriette in einem Mini Cooper vorbeifahren. Ich ließ den Wagen an und gab Gas. An einer geeigneten Stelle überholte ich sie und bremste. Sie blieb stehen. Ich stieg aus und ging zu ihr.
„Was wollen Sie noch?“
„Dein Mann hat uns beide verarscht. Er hat mich bezahlt. Er hat mir allerdings nicht gesagt, dass er das auf Video aufnimmt und als Beweis für deine Untreue vor dem Scheidungsrichter präsentieren will. Ich wollte, dass du das weißt. Vielleicht ist ja auch das Gespräch zwischen mir und deinem Mann aufgezeichnet worden. Nur mal so als Tipp. Hier ist meine Telefonnummer.“
Dann drehte ich mich um und verschwand. Ich steuerte die Raubkatze dann endgültig Richtung Ruhrgebiet.
Ein halbes Jahr später bekam ich einen Anruf. Henriette war dran. Die Scheidung war durch. Immerhin ein Drittel des Vermögens wurde ihr zugesprochen. 38,4 Millionen EURO. Sie wollte in die Schweiz umziehen und da nochmal neu anfangen. Ob ich vielleicht Lust hätte, mitzukommen.
Mein Koffer war schnell gepackt.
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