Hebammensex

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Anita Isiris

Dann stand ich auf der Strasse. Ich rieb mir die Augen und erkannte meine Silouhette in einem der riesigen Bibliotheksfenster, die mir über die Jahre so vertraut geworden waren. Ich kam mir erbärmlich vor. Gang zum Sozialamt, Wohnung unter dem Hintern weggerissen, und mein geliebter käfergrüner Mazda weg. Nur noch im Aldi einkaufen. Nur noch die Bücher lesen, die zuhause rumstanden und die ich sowieso schon kannte. “Get off my cloud, Schlampe.” Zu allem Überfluss rempelte mich jetzt auch noch ein Homeboy an, einer, dessen Jeanshintern in den Kniekehlen hing, und dessen Karohemd mich eher an meinen Opa erinnerte als an eine vergängliche Jugendbewegung.

Endlich zuhause, kochte ich mir erst mal einen Kaffee. Ich nahm dazu nur halb so viel Pulver wie gewohnt – möglicherweise würde ich mir mein gefriergetrocknetes Lieblingsgebräu schon bald nicht mehr leisten können. Im Grunde war ich ja ein Genussmensch – den Sinnesfreuden durchaus zugetan. Ich fühlte mich aber im Moment spröde, unnütz, und nicht einmal ein Kinoabend würde mich über die bevorstehende Arbeitslosigkeit hnwegtäuschen können. Früh ins Bett? Bald schon würde ich mir möglicherweise nicht mal mehr Batterien für meinen Dildo kaufen können.

Dann lernte ich Anna kennen. Ich sass bedrückt an meinem Lieblingstresen und süffelte meinen Lieblings-Angel. Alkoholfrei und unschuldig. Das erste, was mir an Anna auffiel, war ihre dichte, blonde Mähne. Sie wirkte erfrischend unbekümmert und sprach mich aufs undefinierbare Aroma meines Getränks an. So kamen wir ins Reden – und es stellte sich heraus, dass Anna Hebamme war. Keine, die auf der Strasse stand, oh nein. Eine hochbeschäftigte und von allen geachtete Hebamme. Ich, arbeitslose Bibliothekarin, fühlte mich ihr gegenüber irgendwie nackt.

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