Heidi, die Hochhaushure

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Heidi, die Hochhaushure

Heidi, die Hochhaushure

Anita Isiris

Sexuelle Erfahrung hatte Heidi mit vielen Männern – um nicht zu sagen, mit sehr vielen. Sex machte ihr ausnehmend viel Spass, und sie erachtete ihn als eine Art Sport, als Methode zur Erweiterung ihres ohnehin schon sehr weiten Horizonts. In Heidis Arbeitsumfeld ergaben sich viele Gelegenheiten zum Liebe machen – und sei es aus dem Stand, direkt neben der brutzelnden Fritteuse, einem Sieb, in dem Öl kochte. Heidi war für alle da – obwohl man es ihr wegen ihrer unschuldig anmutenden Physiognomie kaum zugetraut hätte. Indische, amerikanische, finnische, deutsche, italienische, spanische, portugiesische und australische Schwänze. Jaja, die Heidi. Wie durch ein Wunder war sie bisher von Geschlechtskrankheiten verschont geblieben – kein Pilz, kein Jucken, kein Ausschlag, gar nichts. Heidi verfügte über eine wohlproportionierte, hübsche, anregend strukturierte Muschi, die sie sehr gerne herzeigte, wenn sie danach gefragt wurde. Natürlich fragte sie niemand. Denn im Moment, als sie auf einem matt beleuchteten Bett lag, das Haar übers Seidenkissen verteilt, die Schenkel leicht angewinkelt, gab es nichts mehr zu fragen oder zu sagen. Heidi wurde gefingert, geleckt, gekitzelt und gevögelt, und sie liebte diese Momente höchster männlicher – und eigener – Erregung mehr als alles andere auf der Welt.

Dann war da dieses Virus ausgebrochen – zuerst auf einem Südsee-Atoll. Im Nu war die Bevölkerung zurückgegangen, bis auf ein paar resistente Familien, aber es war bereits zu spät gewesen, um die Verbreitung einer schweren Atemwegserkrankung, die alle Bevölkerungsgruppen erfasste, zu unterbinden. Es war zu einer Pandemie gekommen, die etliche Regierungen – von der Börse reden wir schon gar nicht – zum Absturz gebracht hatte. Jobs, die von Menschen wie Heidi bekleidet wurden – in der Gastronomie, in der Patientenbetreuung, im öffentlichen Dienst – konnten nicht von zuhause aus erledigt werden. Hamburger mit oder ohne Fritten im Home Office zubereiten, ging nun einmal nicht. Auch Patienten mobilisieren und Nachttöpfe leeren war online eher schwierig.

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