In Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, schob Luigi ihr in einem lindgrünen Kuvert eine Einladung unter dem Türspalt durch. Es war Sommer, und er langweilte sich zu Tode, weil er den Sternenberg-Wohnblock, genau so wie auch Heidi, wegen dieses verdammten Virus nicht mehr verlassen durfte. Sein Kühlschrank quoll über, klar, und die Online-Börsengeschäfte florierten. Luigi verfügte über prall gefüllte Konten. Aber was nützte ihm das Geld, wenn er es nicht mehr ausgeben konnte? «Hier quaken nie mehr Frösche». Würde der Tag kommen, an dem die Menschheit wegen eines Virus ausgequakt haben würde? Luigi hoffte es nicht, denn er lebte gerne zwischen Barolo, Salt’in Bocca und Tirami Sù. Wissend allerdings, dass der Domplatz in Milano, seiner Geburtsstadt, seit über einer Woche wie leergefegt war. Die Menschen seines Schlags zogen sich in Klöster in der Toscana zurück, denn Klöster verfügten über dicke Mauern, die die Bewohner von der Realität abschirmten: Von einem tückischen, im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Virus.
Zwei Tage später meldete sich Heidi. Sie wusste, wo sie Luigi finden konnte, denn im 16. Stockwerk befand sich eine einzige Wohnung: Luigis Apartment. Heidi hatte sich extra schön gemacht, und sie beneidete sich selbst um den durchsichtigen mintgrünen BH, der ihre Nippel so wundervoll zur Geltung brachte. Untenrum trug sie einen einfachen gelben Rock, innert Sekunden wegfetzbar. Unter ihrem Rock trug Heidi… nichts. Denn es war ihr erklärtes Ziel, Luigi zu verführen. Was hätte sie denn sonst tun sollen? Die Geschäfte waren zu, die Museen ebenfalls, die Kinos auch. Den ganzen Tag vor dem TV verbringen mochte sie auch nicht, und ihre kleine Bibliothek hatte sie fast ausgelesen. Was blieb denn anderes als ein bisschen… Sex? Luigi sah das wohl ähnlich. Er war aber sehr gut erzogen und komplimentierte Heidi erst einmal hocherfreut in sein geräumiges Wohnzimmer, vor dem verführerisch der Pool blinkte. Es duftete nach Foccaccia, die Luigi selber hergestellt und nun in den Backofen geschoben hatte. Eine Anrichte aus schwarzem Travertin! Eine Heisswasser-Anrichte. Ein Dampfabzug, gross wie ein Walfisch. Ein knackendes und klackendes Kaminfeuer. Heidi fühlte sich wie in einer andern Welt – wie bescheiden nahm sich doch im Vergleich dazu ihre Dreiraumwohnung – nur 8 Stockwerke weiter unten – aus…
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