«Hier quaken nie mehr Frösche». Eine bunte Spray-Inschrift an einer durchasphaltierten und durchbetonierten, schlecht beleuchteten Seitenstrasse, mitten in einer Hochhaussiedlung. Es waren alles Gebäude aus den 1070er Jahren, aus einer Zeit, in der es Planer, aber keine Architekten gab. Man musste sie ja irgendwo unterbringen, die Leute. So war eben auch die Sternenberg-Siedlung entstanden, geschaffen mitten in einem ehemaligen Naturschutzgebiet, das zuerst trockengelegt und dann zubetoniert wurde. Tatsächlich hatte es hier einmal Lurche, Feuersalamander, Frösche und Sumpfdotterblumen gegeben. Mücken, und möglicherweise ein paar Dutzend Insektenarten, die mittlerweile ausgestorben sind – bevor man sie überhaupt entdeckt hat. In der Sternenberg-Siedlung wohnte auch Heidi, eine Gastronomie-Fachfrau, die in der Imbisskette, in der sie nun ihren Arbeitsalltag verbrachte, vollkommen unterfordert war. Es gab ja nur 10 Menues. Mit Pommes. Ohne Pommes. Mit Ketchup. Undsoweiterundsofort. Heidis Ausbildung hatte sie in diverse Hotels geführt, Gaststätten auch, und Heidi war somit nichts fremd, was mit menschlichen Abgründen zu tun hatte. Sie hatte schon alles gesehen. Vögelnde Pärchen, die keine Notiz von ihr nahmen, wenn sie im Bad frische Wäsche auflegte, grabschende alte Männer, die wohl nur an Kongressen teilnahmen, um zu grabschen, übergriffige Frauen auch – denn Heidi war ausgesprochen hübsch. Es gab da nichts Auffälliges an ihr – sie hatte einen kleinen, wohlproportionierten Hintern, feste Brüste mit süssen, kecken Nippeln, einen langen Hals und noch viel längeres, blondes Haar das ihr bis an die Hüften reichte. Meistens trug Heidi ihr Haar kunstvoll hochgesteckt oder zu Zöpfen geflochten, und wenn sie von der Sonne angeschienen wurde, verwandelte sich Heidis Haar in fliessendes Gold.
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