Heidi in the garden

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Heidi in the garden

Heidi in the garden

Anita Isiris

Dann die Sensation: Heidi bückte sich, um einen grünen Käfer zu beobachten. Die Fernrohre surrten, und die Greise gönnten sich Heidis Pflaume. Heidi in the garden. Was für ein Elysium, was für eine Kraft, was für eine Freude. Und die junge Frau musste nichts Anderes tun als sich zu zeigen. Es war ihr lediglich verboten, zu den Verandas hochzublicken. Die Männer standen auf ahnungslose Frauen, also nicht auf solche, die Blickkontakt suchten und sich dann ostentativ-geil bewegten. Sie wollten diese drallen Frauen mit schweren Titten, süssem Blondhaar und fickgeilem Arsch. Manch einer vertiefte sich zwischendurch in Literatur. Proust. Voltaire. Dürrenmatt. Thomas Mann. Aber das war nur akademische Fassade. Was in den Greisen pulsierte, war pure Geilheit. Heidi in the garden als mentaler Jungbrunnen, um wieder, trotz der Beschwerden des Alters, ins mentale Equilibrium zu gelangen, oder, noch besser, ins mentale Elysium. Heidi in the garden. Besser als LSD. Besser als jede noch so hoch konzentrierte THC-Knille. Es waren Babyboomer, diese Jungs, und sie kannten Hendrix, Joplin und Brian Jones. Die Ursprünge der Rolling Stones. Den Sound des alternden Paul McCartney. Sie folgten dem Ethos der Zivilisation, der gebot, Frauen nicht als Objekte zu betrachten, sondern sie zu respektieren.

Aber in diesem Biotop hier musste doch wohl, nur für ein paar Tage, eine Ausnahme möglich sein, bevor sie dann zuhause wieder ihre Stricksockenmutti vögelten, während im Ofen die Aldi-Lasagne schmorte.

Es wurde Mittag, Heidi wurde im Garten, unter einem Apfelbaum, verköstigt und machte alsbald weiter. Sich zu zeigen, ist Literatur.

Ganz mutig ging sie auf alle Viere. Die Smartphone-Kameras schärften sich. Was für eine Möse! Die eine Hälfte der Männer hatte Glück, die Andere Pech. Heidi konnte ihren Hintern ja nicht allen gleichzeitig zeigen. 50 Prozent der Männer sahen ihr Antlitz, 50 Prozent ihre Kehrseite. Dann erwies sie sich als gnädig und drehte sich um 180 Grad. Auf dass auch diejenigen, die bisher zu kurz gekommen waren, ejakulieren konnten. Es raschelte, sie hörte leises Stöhnen aus der Geriatoren-Etage. Es duftete nach Orchideen und Honig. Heidi in the garden. Sie war ganz bei sich selbst, ganz bei sich selbst. Und ihre Muschi glitzerte feucht, ohne dass sie sie berührte. Heidis Geschlecht war jetzt Allgemeingut, und es war gut so. Gott ein Wohlgefallen, denn er schaute selbstverständlich ebenfalls zu.

Dann gönnte sich Heidi, unter zwei blau-weissen Orchideen, ein Abschluss-Masturbations-Spielchen, bei dem sie auch tatsächlich kam – das Finale sozusagen, bevor sich ein milder, warmer Sommerabend über das Schloss «in amongst the roses» senkte. Eine Woche verging, bis Heidi das nächste Mal das Los zog. In dieser Woche konnte sie schreiben, träumen, flanieren. Und sie konnte diesen Erlebnisbericht aufschreiben.

Heidi in the garden.

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