Heidi in the garden

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Heidi in the garden

Heidi in the garden

Anita Isiris

Sie heuerten vor allem junge Frauen an, die in den Semesterferien ihr Gehalt ein bisschen aufbessern wollten. Gefragt war vor allem BMI 25 +, also diese drallen Frauen, die es nicht auf den Model-Laufsteg schaffen, aber in der Blüte ihres Lebens stehen und bei jedem Mann eine Erektion verursachen, der ihnen auf den Hintern starrt. Ein erhöhter BMI schlägt sich oft in den Pobacken nieder. Wir wissen, dass sich dort der Musculus Glutaeus Maximus befindet. Aber es geht nicht um den Muskel. Es geht um das weiche, warme, mollige-geile Frauenfett im Hüftbereich. Das, wonach alle schmachten.

Wenn sie den verwilderten Garten betraten, der das alte, wie mit einer Patina überzogene Schloss umgab, hatten alle ein eigentümliches Herzklopfen. Es war Sommer, man trug leichte Kleider, fühlte Schmetterlinge im Bauch, und wer bereit war, hier sein Gehalt aufzubessern, ahnte zumindest, was ihn erwartete. Die Schlossherrin war hochgeschossen und trug einen streng organisierten Dutt. Solche Frauen gibt es im Grunde nicht mehr. Schön, kühl, distanziert, in teure Gewänder gehüllt. Sie empfing die Studentinnen mit energischem Händedruck und bat sie in die kühle Steinküche. Dort duftete es nach frisch gebackenem Brot, nach Räucherfleisch und nach selbst gebrautem Bier. Das Schloss verfügte tatsächlich über eine eigene Brauerei. Die Schlossherrin setzte sich an den Küchentisch aus italienischem Travertin und bot den Gespielinnen einen Platz ihr gegenüber an. Aufgetragen wurde frisches Brot und Wasser.

Der Dialog spielte sich immer auf dieselbe Weise ab: Mit einer Frage und einer abschliessenden Feststellung.

Die Frage: «Bis wann gedenkst Du zu bleiben»?

Die Feststellung: «Ab heute heisst Du Heidi. Bei uns heissen alle Frauen Heidi».

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