Heiße Briefe

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Heiße Briefe

Heiße Briefe

Jerome Udamo

Der Kaffee duftete köstlich und ich nippte daran. Ich warf jeweils nur kurze Blicke auf die Memos, die jeden Tag ihre Runde machten und auf Neuerungen hinwiesen und sortierte das heraus, was für mich wichtig sein könnte. Ich hatte den Stapel schon fast durch, als ich einen zusammen gefalteten Zettel entdeckte. „Etwas unüblich ein Memo zu falten“, dachte ich mir und schlug den Zettel auf. Das Memo kam mir immer seltsamer vor, denn einzig in der Mitte des Blatts standen nur wenige Zeilen. Ich nippte noch einmal an meinem Kaffee und las dann:

„Du hast Dir den Job verdient, aber vergiss nicht, dass es noch mehr gibt, was im Leben wichtig ist. Wenn Du jeden Tag so lange über Deinem Schreibtisch hockst, kannst Du eine Menge verpassen. Aber keine Angst, ich werde dafür sorgen, dass Du immer etwas Abwechslung hast. Entspannung ist wichtig für einen Abteilungsleiter!“

Irritiert las ich den Text noch einmal durch und schaute mich um. Wer hatte das geschrieben? Und von welcher Abwechslung war hier die Rede? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass dieser Zettel so mit der Hauspost verteilt wurde und rief Frau Huber in mein Büro. „War heute morgen jemand hier drin?“ fragte ich sie, „Oder hat jemand einen Zettel hereingereicht?“ Frau Huber wusste von nichts. Frau Huber war etwas verwirrt, sagte mir aber dann, dass niemand hier gewesen wäre und die interne Post schon auf ihrem Schreibtisch lag, als sie ins Büro kam. Alles wäre wie immer gewesen. Wir besprachen dann zusammen den Tag und ich machte mich an meine Arbeit. Zwischendurch musste ich zwar immer wieder an diese Zeilen denken, doch schon bald warf ich den Zettel in den Papierkorb und hakte ihn als Streich ab. Das Meeting am Vormittag war nicht mal halb so schlimm, wie ich erwartet hatte und als ich aus der anschließenden Mittagspause wiederkam, brachte mir Frau Huber den nächsten Stapel mit der Post.

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