Hedwig betrachtete die junge Lehrerin, wobei ein nachdenklicher Ausdruck in ihren tiefgründigen Augen lag. Hedwig Reiser konnte die Gewissheit nicht abschütteln, dass sie die Junglehrerin Margot Majewski eines schönen Tages doch übers Knie legen musste. Die Direktorin verfügte über gewisse seherische Qualitäten, auf die sie sich meistens verlassen konnte. Hedwig drängte diesen unerfreulichen Gedanken vorerst in den Hintergrund. Die frischgebackene Direktorin hatte im Moment wirklich Wichtigeres zu tun, als sich mit solchen unnützen Hirngespinsten zu beschäftigen. Fräulein Majewski würde gewiss keinen Anlass geben, der Hedwigs Einschreiten rechtfertigen könnte. So unterhielten sich die beiden Frauen über erfreulichere Dinge. Hedwig Reiser fand Margots zukunftsorientierte Vorgehensweise durchaus inspirierend, die sich in einem zeitgemäßen Musikunterricht am deutlichsten widerspiegelten. Hedwig war also durchaus zuversichtlich, was Margot Majewskis weitere Zukunft als Lehrerin betraf. Für etwaiges Popoversohlen gab es ja noch Magda, die sich liebend gerne über Hedwigs Knie legte.
Damit war das Thema für die Direktorin erledigt, und Maggie dachte auch nicht mehr darüber nach.
Die aufstrebende Lehrerin verabschiedete sich dann von ihrer Direktorin, da sie noch einige Unterlagen für den morgigen Unterrichtstag vorbereiten wollte. Hedwig wünschte der jungen Lehrkraft viel Erfolg. Sie schätzte Margot schon zu deren Zeiten als Schülerin. Dieses Gefühl hatte sich weiterhin verfestigt, seit Fräulein Majewski ihre Lehrerinnenstelle auf dem Internat angetreten hatte.
Währenddessen überredete Manu ihre Mitbewohnerinnen dazu, das Gelände zu erkunden. Das wäre nichts Besonderes gewesen, hätte die Uhr nicht schon Richtung Mitternacht gezeigt. Sabine und Petra folgten Manuela ins Dunkle der Septembernacht, wobei die Mädchen von diffusen Gefühlen begleitet wurden.
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