Die Straßen sind trocken, so dass ich zügig vorankomme. Ich fahre nicht schneller als 120, da die Schweizer Geschwindigkeitsverstöße mit hohen Geldbußen ahnden. Ich höre Musik von den Stones, die ich trotz meiner Jugend sehr verehre. Die meisten Endzwanziger, die ich aus meinem Bekanntenkreis kenne, hören bestenfalls Coldplay oder Oasis. Ich mag die Bands aus den Sechzigern lieber, finde dass sie irgendwie ausdrucksvoller klingen. Mick Jagger singt *Winter*, diesen wundervollen Song mit Mick Taylor an der Leadgitarre. Ich fühle mich in der richtigen Stimmung, als es langsam zu schneien anfängt. Es wird immer stärker, zudem beginnt es langsam zu dämmern. Kurz vor der österreichischen Grenze ist die Fahrbahn kaum noch zu sehen. Die Grenzer weisen mich auch gleich darauf hin, dass ich Schneeketten brauche. Ich habe zwar welche dabei, aber wenig Lust sie alleine aufzuziehen. Auf dem Parkplatz stehen einige LKWs, deren Fahrer zu einer Zwangspause verdonnert sind. Ich bin fest überzeugt, dass ich unter ihnen einen freundlichen Helfer finde.
Ich parke neben einem dieser Trucks. Umständlich hole ich die Schneeketten aus dem Auto, lege sie neben den Rädern ab. Ich bemerke, dass mich ein älterer Fahrer beobachtet. Also bücke ich mich, strecke ihm meinen Jeanshintern entgegen. Die Light-Weight Daunenjacke ist kurz genug, um meinem Popo die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ich brauche nur zweimal mit den Hüften zu wackeln, als er auch schon zur Stelle ist. Der polnische Lastwagenfahrer erweist sich als sehr geschickt. In kürzester Zeit zieht er die Ketten auf. Ich will ihm einen Geldschein zustecken, den er aber empört ablehnt. Auf meine Frage, wie ich ihm meinen Dank zeigen kann, sagt er nur: „Gib mir einfach einen kleinen Kuss. Es ist selten, dass ich einem so hübschen Mädchen helfen darf.“ Er spricht sehr gut Deutsch, hat wahrscheinlich lange hier gearbeitet. Da er seinen Wunsch so nett vorträgt, erfülle ich ihn gerne. Ich drücke ihm als Belohnung einen fetten Schmatz auf die Backe. Sein glückliches Gesicht ist Gold wert. Ich verabschiede mich, da ich noch vor Einbruch der Nacht in Schruns ankommen will. Er winkt mir lange nach, bis ihn der Schnee ganz verschluckt zu haben scheint. Ich drehe die Musik lauter, passenderweise *You can’t always get what you want*…
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