Langsam lehnte Yvonne sich zurück und versuchte, sich ein wenig zu strecken, soweit es der Flugzeugsessel erlaubte. Glücklicherweise konnte sie Business Class fliegen, so würde sie nach zehn Stunden Enge wenigstens halbwegs erholt aus dem Flieger steigen. Zwei anstrengende Wochen lagen vor ihr, in der Karibik zwar (ihre Freunde hatten sie voller Neid "bedauert"), doch waren es unzählige Treffen, die auf sie warteten, Besprechungen und Begutachtungen abgelegener Hotels, die in den neuesten Sommerkatalog aufgenommen werden wollten. Aber vielleicht würde sie sich ja mal für ein paar Stunden an irgendeinen Strand zurückziehen können und die Sonne für sich alleine genießen.
"Ich hätte gerne noch einen Champagner und eine Decke," bat sie die Stewardess, als diese nach dem obligatorischen Film noch einmal durch die Reihen schaute. Mit einem Glas Sekt wollte Yvonne sich zurücklehnen und die Welt um sich herum vergessen, langsam hinüber gleiten in einen Halbschlaf, den sie auf solchen Langstreckenflügen höchstens erreichte.
Ihr Sitznachbar machte einen sympathischen Eindruck, interessiert, aber nicht aufdringlich hatten sie sich beim Essen unterhalten, dabei festgestellt, dass sie fast genauso lange unterwegs sein würden. Nun hatte er seinen Laptop ausgepackt und schrieb noch etwas, scheinbar an einem längeren Text, wie ein flüchtiger Blick ihr gezeigt hatte. Ihr sollte es recht sein, so würde er sie nicht weiter stören. Die Stewardess kam zurück und brachte Getränk und Decke, behaglich kuschelte sie sich unter der Decke in den Sitz und schloss die Augen. Sie spürte das Vibrieren des Flugzeugs und dachte
zurück an den Morgen, als sie sich lange von ihrem Mann verabschiedet hatte. Als kleines Geschenk hatte Pierre ihr ein Frühstück ans Bett gebracht, und dann mit ungezählten Küssen von jeder Stelle ihres Körpers Abschied genommen. Sie fühlte wieder das wohlige Gefühl auf ihrer Haut, und ein sehnsüchtiges Lächeln umspielte ihren Mund. Yvonne richtete sich ein wenig auf, um nach ihrem Glas zu greifen. Ihr Blick fiel wieder auf ihren Nachbarn, konzentriert arbeitete er an seinem Text. Ihre Augen erfassten die letzten Zeilen, an denen er gerade schrieb:
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