Herzberliner

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Herzberliner

Herzberliner

Anita Isiris

Als er sich zur Tür wandte, seufzte Dragana unhörbar. Hätten ihr all die Männer, die täglich hier einkauften, mit ihren Blicken etwas wegnehmen können, wäre sie jetzt flach wie ein Brett. Mindestens. Dragana war stolz auf ihren Busen und zeigte ihn gerne. Ihr Job passte gut zu ihr – alles hier war süss, lecker, verführerisch. Und Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Da klingelte es erneut an der Eingangstür. Herr Pharod kehrte zurück. Er klopfte sich artig den Schnee von den Schuhen und lächelte Dragana an. “Ich bin Maler”, log er. “Ach...” Was sonst hätte Dragana antworten sollen? “Ich will Sie malen. Jetzt. Sofort.” “Aber... der Laden...”
“Die Herzberliner verkaufen sich von selbst”, sagte Herr Pharod schlagfertig und fixierte Dragana aus zusammengekniffenen Augen. Sie lief rot an und senkte den Blick. Dann fasste sie sich und blickte ihn aus ihren offenen grünen Augen an. “Wir können das auf keinen Fall machen”, sagte sie leise. “Vor allem nicht... hier und jetzt.” Schon wieder öffnete sich die Tür; zwei alte Damen betraten den engen Laden. Kalter Wind wehte herein und liess Herrn Pharod schaudern. Eine leise Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er war scheu und hatte sich ein Herz gefasst, indem er beschlossen hatte, in die Konditorei zurückzukehren und Dragana den Mal-Antrag zu machen. Plumper ging es ja wohl kaum – das war ihm sehr wohl bewusst. Aber er musste sie sehen, diese süssen Brüste, Draganas leckere Herzberliner...

“Ich kann Sie verstehen”, seufzte er. Die beiden Damen in seinem Rücken räusperten sich. “Ich arbeite nur von Montag bis Mittwoch hier”, sagte Dragana hastig. “Am Donnerstag betreue ich den Backwarenstand im Easyland-Einkaufszentrum.” Herr Pharod wusste genug. Wieso hatte sie ihn über ihre Arbeitseinsätze informiert? Da bestand kein Zweifel: Dragana wollte ihn wiedersehen. Im Easyland? Herr Pharod war schon lange nicht mehr da gewesen.

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Gedichte auf den Leib geschrieben