Daniela reichte ihr Rezept über den Empfangstisch der Massagepraxis. Sie hatte Glück gehabt, dass sie so schnell einen Termin hatte vereinbaren können. Auf den Ärger mit dem Kollegen hatte sie mit einem üblen Hexenschuss reagiert und konnte sich kaum noch bewegen. Unter dem Rotlicht entspannte sie sich endlich, die Wärme tat ihr gut. Viel zu früh kam eine kräftige Frau in ihre Kabine, fragte kurz nach ihren Beschwerden und spritzte Massageöl aus einer großen Flasche auf ihren Rücken. Es war kalt, Daniela zuckte zusammen. Dann strichen kundige Hände ihre Wirbelsäule entlang und begannen, die verspannten Muskeln zu bearbeiten. Als sie wieder aufstehen durfte, fühlte sie sich weich und warm. Sie streckte sich – nur noch eine Andeutung von Schmerz über ihrer Hüfte. Dankbar lächelte sie.
„Wir machen am besten gleich die Termine für alle Anwendungen“, geschäftig schlug die Masseurin ein großes Buch auf. Sechs Termine wurden vereinbart, dreimal pro Woche sollte Daniela kommen.
„Sonst hilft es nicht“, sagte sie.
Beim nächsten Mal packte sie fester zu. Daniela stöhnte leise, als die Masseurin Daumen und Handballen einsetzte. Ein wohltuender Schmerz. Daniela hatte die Arme über dem Kopf gestreckt und die Hände vor der Liege gefaltet. Die Stirn lag auf einem frisch duftenden Frotteehandtuch. Es war steif getrocknet und sie rieb genüsslich ihr Gesicht an den harten Fasern. Jetzt wurden ihre Schulterblätter mit kräftigen Händen nach oben gedrückt. Sie atmete scharf aus unter dem Gewicht, dann eine kühle Flüssigkeit auf ihrem Rücken, der Duft nach Zitrone. Mit leichten Schlägen klopfte die Masseurin die erfrischende Essenz in ihre Haut. Von Mal zu Mal ging es Daniela besser, sie fühlte sich leicht und beweglich. Nur noch zwei Behandlungen, vielleicht sollte sie versuchen, ein weiteres Rezept zu bekommen.
Hexenschuss
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