„Guten Tag, Frau Schäfer! Mein Name ist Franziska, wenn Sie mir bitte folgen wollen. Herr Reichelt hat auf der Terrasse eindecken lassen.“
‚Hat eindecken lassen?‘, wie hochgestochen sich das anhörte. Als würde sie die Angestellte eines alt-englischen Adels sein. ‚Hat eindecken lassen!‘, … innerlich musste ich lachen. Wie lange sie dieses geschwollene Gerede wohl geübt haben musste. Die Ärmste! Würde ich hier wohnen, müsste sie als erstes lernen, den Stock aus dem Arsch zu nehmen und vernünftig zu reden.
Sie führte mich durch eine große Eingangshalle, wunderschön modern eingerichtet. Der starke Kontrast zwischen moderner Einrichtung und alter Architektur machte es einzigartig, mutig und gleichzeitig atemberaubend!
Mein lieber Mann, so etwas bei Chris, dem Eigenbrötler, dem Unscheinbaren, dem Freak? Der schüchterne, pickelige Typ von damals, wie hatte er sich verändert. Dies alles hier wollte gar nicht so recht zu dem Bild passen, das ich damals von ihm gehabt hatte. Ein unscheinbarer, Ja-sagender Mitarbeiter einer kleinen Firma, mit einer Zweizimmer-Wohnung im zehnten Stock, das hätte besser zu dem Typen von vor etwa acht Jahren gepasst.
Eine Glas überdachte Veranda von der Größe meiner ersten Wohnung tat sich vor mir auf, nachdem wir eine Glastür durchschritten hatten. ‚Durchschritten‘ … ganz genau. In so einem Haus ‚ging‘ man nicht einfach, man ‚schritt‘! Vielleicht erklärte das auch die affektierte Sprechweise der Frau. Es musste die Aura des Hauses sein, die die Menschen darin veränderte.
„Herr Reichelt ist gleich bei Ihnen. Nehmen Sie doch bitte schon mal Platz. Darf ich Ihnen einen Kaffee servieren?“
„Danke Franziska, das ist sehr nett. Aber ein Wasser wäre mir jetzt tatsächlich lieber.“
„Natürlich gern, Frau Schäfer. Trockener Mund, oder? Das geht allen Frauen so, die zum ersten Mal hierher kommen.“, lächelte sie freundlich. Ungewöhnlich für mich war, dass sie mir dabei eine Hand auf die Schulter legte.
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