Es war windig und neblig, die Kiefern knarrten, bewegten sich mit den Kräften, die auf sie wirkten, kein Vogel sang, noch hatte sich eine Menschenseele in den Wald verirrt. Der Weg führte über Gestein und Wurzeln, vorbei an Felsentürmen, die von einem Nebelschleier umgarnt waren. Mark beschleunigte, rannte regelrecht und die Spanne zu ihm erweiterte sich. Ich fragte mich, was war mit ihm los? Normalerweise wanderten wir vollkommen entspannt, liefen nebeneinander und unterhielten uns über Politik, Nachbarn und Arbeit, nur heute war es anders. Mark und ich genossen die Aussichten und das Abenteuer, hatten Freude an der Stille und den Naturgegebenheiten. Wir gingen mit Absicht an Tagen, in denen nicht viel los war, denn wir machten es gern in der Natur. Wir hatten es schon auf Wiesen, Wäldern und Feldern miteinander getrieben, auf Gehöften, in Scheunen und Hütten, in denen das Heu getrocknet wurde. Nur heute war nicht daran zu denken, heute verhielt er sich seltsam.
„Schatz, warte auf mich!“, rief ich ihm hinterher.
Er drehte sich um und sagte: „Beeil dich! Der Nebel ist nicht zu ertragen.“
Was war bloß los mit ihm? Hatte er eine Nebelphobie? Normalerweise benahm er sich nicht so. Er war der liebste und freundlichste Mensch, den ich kannte, kümmerte sich, las mir jeden Wunsch von den Lippen ab und wartete bei Wanderungen auf mich auf. Nachdem er einige Sekunden innegehalten hatte, ging er weiter. Ich lief ihm hinterher, doch seine Schritte wurden größer, sein Körper nahm Tempo zu, bis er in dem dichter werdenden Nebel verschwand.
„Mark bitte warte auf mich!“ schrie ich noch lauter als vorher.
Er befand sich in einer Art Trance, hörte nicht und lief, ohne sich umzuschauen. Ich versuchte ihn einzuholen, wollte ihn festhalten, seine Hand umgreifen, ihm sagen: „Hier bin ich, halt an!“
Ich blieb stehen, atmete tief ein und aus. Er war weg, verschwunden, vom Nebel verschluckt. Warum hatte er das getan?
Höhlengeflüster
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Höhlengeflüster
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