Hot and cold

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Hot and cold

Hot and cold

Yupag Chinasky

Als sie schließlich verführerisch im Zimmer umherging und dann im Bad verschwand, war er richtig scharf geworden, richtig heiß. Um so schlimmer dann der Dämpfer, als er vom Baum der Erkenntnis kosten musste und sich ihre wahre Natur enthüllte, als schließlich ein Mann vor ihm stand. Als dann dieser Mann neben ihm lag und sich an ihn schmiegte, hatten Neugierde und Angst in ihm gerungen. Die seltsame Erregung, die dieses Zwitterwesen in ihm hervorrief, kämpfte gegen die deutliche Abneigung von einem Mann geliebt zu werden, denn er war alles andere als ein Homo, homophile Neigungen hatte er noch nie in seinem Leben in sich gespürt. Doch dann war die Angst immer stärker geworden, vor allem weil er nicht wusste, wie es nach dem intensiven, aufregenden Vorspiel weitergehen würde, wer Mann und wer Frau sein sollte. Er fürchtete sich davor, penetrieren zu müssen, aber auch penetriert zu werden und allein der Gedanke an eine vorzeitige Ejakulation, die er kaum noch zurückhalten konnte, bereitete ihm Pein und verdrängte seine Gier und seine Geilheit und ließ ihn schlaff und kalt werden.

Bevor also der Sheboy anfangen konnte, seine Unterhose auszuziehen und sein Glied als neues Objekt seiner Begierde mit den Händen und dem Mund zu bearbeiten, bevor er ihn auffordern konnte, selbst aktiv zu werden und ihn zu streicheln und zu liebkosen, hatten die Angst und die Kälte vollends gesiegt. Er konnte nicht mehr, schob den Jungen, der halb auf seinem Leib lag, von sich und richtete seinen Oberkörper auf. Keuchend presste er ein stop it, it’s enough über die Lippen. Der Sheboy hörte auf ihn zu streicheln und zu massieren und fragte verunsichert, was er falsch gemacht habe, ob ihm seine Zärtlichkeiten nicht gefielen. Nein, das sei schon o.k. beruhigte er ihn, er habe eine angenehme Erfahrung gemacht, aber jetzt sei es genug und er wolle allein sein und, ja doch, er würde ihm das versprochene Geschenk geben, keine Sorge.

Sie, nachdem sie sich wieder angezogen und neu geschminkt hatte und damit zurück in ihre weibliche Rolle geschlüpft war, kam nochmals an das Bett, auf dem er immer noch schlaff lag, gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange und sagte, sie sei sehr dankbar, dass er sie nicht gleich rausgeschmissen habe und ihr auch das versprochene Geschenk gegeben habe, obwohl sie gar nicht bis zum Ende gekommen seien. Das sie rausgeschmissen würde käme öfters vor, wenn die Kunden enttäuscht seien, aber wenn sie gleich ihre wahre Natur zu erkennen gäbe, würde kaum jemand mitkommen. Dann ging sie, wieder staksig und wackelig auf ihren High-heels, das Handtäschchen schwenkend zur Tür, drehte sich noch einmal um und bat ihn, dem Portier doch ein Extratrinkgeld zu geben und wenn er wolle, käme sie am nächsten Abend wieder. Aber den nächsten Abend würde er schon in seinem sterilen, reservierten Zimmer im Sheraton verbringen und statt Lebenserfahrung zu sammeln, ein langweiliges TV-Programm anglotzen.

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